Alexander der Große

Wo liegt Alexander der Große begraben? Das Grabmal Alexanders des Großen (* 356 v. Chr. ; † 323 v. Chr.) zählt zu den meistgesuchten Orten der Archäologie. Das Grab wurde bereits in der Sahara gesucht, in Mazedonien und natürlich in Alexandria. Es gibt Aufzeichnungen von mehr als 140 genehmigten Grabungen in der Stadt, allesamt erfolglos. Auch an unterschiedlichen Stellen des 2.000 Jahre alten Tempels von Taposiris Magna bei Alexandria wird gegraben. Die griechische Archäologin Calliope Limneos-Papakosta sucht seit vielen Jahren in den Shallalat Gardens, einem alten Garten in Alexandria nach Spuren von Alexander dem Großen. In den Gärten sind bis heute Teile der alten Alexandria-Mauer erhalten. In zehn Meter Tiefe wurde das königliche Palastviertel der antiken Stadt entdeckt. Dort grub die Archäologin eine römische Marmorstatue von Alexander dem Großen aus, die im Nationalmuseum von Alexandria ausgestellt wird. Das eröffnete erstmals die Möglichkeit, dass die Grabungsstelle das verschollene Grab Alexanders des Großen verbergen könne. Mithilfe antiker Berichte und einer Karte von Alexandria aus dem 19. Jahrhundert – vor dem großen Boom der Stadt – wird weitergesucht. Die Leiche Alexanders des Großen wurde nach seinem Tod mumifiziert und zunächst nach Memphis gebracht. Alexander der Große wollte, dass man nach seinem Tod seinen Körper in den Euphrat werfen solle, damit der Fluss seine sterblichen Überreste verschwinden lasse. Doch dieser Plan ging nicht auf. Kaum war der Herrscher 323 v. Chr. gestorben, wurde sein Körper zum Machtinstrument seiner Nachfolger. Denn Alexanders Haus- und Hof-Weissager Aristander hatte prophezeit, dass das Land, welches den Leichnam des Bezwingers des Perserreiches bestatte, zum reichsten der Welt werden würde. Der altgriechische Historiker Diodorus Siculus/Siculus (90 v. Chr. – ca. 30 v. Chr.), erzählt die Geschichte folgendermaßen:  Alexanders Körper wurde auf ägyptische Art mumifiziert und in einen massiven goldenen anthropoiden Sarkophag gelegt wurde, der dann in einen anderen goldenen Sarg gelegt wurde, der mit Porphyr bedeckt war. Der Sarg mit dem Leichnam Alexanders wurde erst 2 Jahre nach seinem Tod im Jahr 321 v. Chr.  in einer von 64 Maultieren gezogenen riesigen und reich verzierten Kutsche aus Persien zu seiner letzten Ruhestätte in Ägypten transportiert. Als Grabstätte war der Tempel von Amun Ra in der Oase Siwa vorgesehen.  Doch Ptolemaios I, ein Kindheitsfreund und General Alexanders, überfiel den Konvoi, entwendete  die Leiche und schaffte sie nach Memphis. Memphis war der traditionelle Bestattungsort ägyptischer Pharaonendynastien und Alexander war ja immerhin der frühere Pharao Ägyptens. Später soll Ptolemaios I. aus Eigennutz die Leiche wieder nach Alexandria zurück überführt haben.  In Alexandria wollte Ptolemaios I eine neue Ptolemäerdynastie gründen und der Leichnam Alexanders kam ihm als Werbung dafür gerade recht. Er ließ in Alexandria ein Grabmonument errichten, in dem Alexander, aber auch die anderen ptolemäischen Könige und Königinnen bestattet wurden. So berichtet es der griechische Historiker und Geograf Strabon. Die Leiche Alexanders soll sich in einem goldenen Sarkophag in einem Gewölbe befunden haben. Das Gewölbe wurde „Sema“ (auf Altgriechisch „toter Körper“) genannt. Bis in die frühe Neuzeit hinein trug ein Stadtteil Alexandrias auch diesen Namen. Der goldene Sarkophag wurde im 1. Jahrhundert v. Chr. von König Ptolemaios X. durch einen gläsernen ersetzt wurde, der den Blick auf den einbalsamierten Leichnam freigab. Berühmte römische Kaiser, wie Cäsar, Augustus, Caligula, Caracalla und andere besuchten die Sema, um einen Blick auf den Leichnam Alexanders zu werfen. Im 4. Jahrhundert wurde die Sema angeblich zerstört. So berichtet es zumindest der Erzbischof von Konstantinopel Johannes von Antiochia. Irgendwann zwischen dem 3. und 5. Jahrhundert ging die Kenntnis über den Ort der Grabstätte Alexanders verloren und wurde bis heute nicht wieder gefunden.  Sie soll sich im Zentrum der Stadt befunden haben, wobei der Geograf Strabon ausführt, dass sie im Palastbezirk lag. Teile der Palastanlage liegen seit den Erschütterungen durch Erdbeben um 1.300 im Hafenbecken von Alexandria unter Wasser. Archäologen vertreten heute überwiegend die Theorie, dass das Grab wahrscheinlich im königlichen Mausoleum der Stadt lag, das auf dem Gelände der heutigen Nebi-Daniel-Moschee ca. 1 km entfernt Süd-westlich der Shallalat Gardens vermutet wird.

Die griechische Archäologin Calliope Limneos-Papakosta sucht mithilfe antiker Berichte und einer Karte von Alexandria aus dem 19. Jahrhundert weiter nach dem Grab. Dabei nutzt sie auch moderne Technologien wie Geoelektrik-Verfahren (ERT), um zu entscheiden, wo gegraben wird. Beim ERT wird der Erdboden mithilfe eines elektrischen Widerstands untersucht. Bisher konnte das Team um die Archäologin  tief unter der Oberfläche 14 Anomalien entdecken, bei denen es sich um alte Ruinen handeln könnte. Mit solchen und anderen Methoden werde immer mehr Bereiche des antiken Palastbezirks freigelegt, darunter auch eine römische Straße und die Überreste eines großen öffentlichen Gebäudes, das auf Alexanders Grab hindeuten könnte. Doch ihr läuft die Zeit davon. Der steigende Meeresspiegel bedroht Alexandria. Knapp zehn Jahre vor Alexanders Geburt hatte ein Tsunami die Stadt 365 v. Chr. unter Wasser gesetzt. Damit begann eine dramatische Veränderung. Während von Norden her das Meer immer näherkam, sorgte das Wasser des Nildeltas, auf dem Alexandria erbaut wurde, dafür, dass die antike Stadt ganz langsam zu sinken begann – gerade mal 0,25 Zentimeter pro Jahr. Das sind seit Alexanders Tage  immerhin schon bis zu dreieinhalb Meter. Im Laufe der Jahrhunderte versanken die Grundmauern der Stadt und gerieten in Vergessenheit. Auch Papakosta ist bei ihren Grabungen auf Grundwasser gestoßen und musste ein ausgeklügeltes System aus Pumpen und Schläuchen entwickeln, um die Grabungsstelle trocken zu halten, damit die Arbeit weitergehen kann. Papakosta ist jedoch überzeugt, dass sie sich Alexanders verschollenem Grab nähert.  

Eine andere Version zum Grab lautet folgendermaßen: Nachdem seine Berater über den Standort seiner Grabstätte diskutiert hatten, wurde Alexander zunächst im ägyptischen Memphis beigesetzt, dann aber nach Alexandria verbracht. Dort wurde seine Grabstätte von zahlreichen Menschen besucht und verehrt, als sei es der Tempel einer Gottheit. Die Geschichte besagt, dass sein Körper verschwand, als der römische Kaiser Theodosius 392 die heidnische Anbetung verbot. Weil gleichzeitig mit seinem Verschwinden das Grab des heiligen Markus publik wurde, glaubt der Autor und Forscher Dr. Andrew Michael Chugg, dass Alexanders Leichnam von venezianischen Kaufleuten aus Alexandria gestohlen wurde, die ihn mit dem heiligen Markus verwechselten. Daraufhin wurde er nach Venedig geschickt und wird seitdem im Dom als heiliger Markus verehrt. Der Überlieferung nach hatten tatsächlich zwei venezianische Kaufleute oder Tribune, Buono di Malamocco und Rustico di Torcello, möglicherweise auf Initiative des damaligen Dogen, die Gebeine im ägyptischen Alexandria entwendet und nach Venedig verbracht.

 

Vielleicht wird das verlorene Grab von Alexander dem Großen nie gefunden.

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