Avalon

Das Städtchen Glastonbury in der englischen Grafschaft Somerset ist ein Ort an dem keltische Legenden und christliche Erzählungen zusammentreffen. Hier auf dem Glastonbury Tor soll das legendäre Avalon gelegen haben, Rückzugsort König Artus' und angeblich auch Versteck des Heiligen Grals. Glastonbury Tor ist ein 158 m hoher, tropfenförmiger Hügel mitten in einer Ebene, den Summerland Meadows. In keltischer Zeit war die Ebene geflutet, aus dem Glastonbury Tor inselartig herausragte, tatsächlich aber eine Halbinsel bildete, die von drei Seiten vom Fluss Brue umflossen wird. Aufgrund der strategisch günstigen Lage siedelten zeitweise Kelten auf dem Tor. Später besetzten Römer den Hügel. Die Kelten nannten den Hügel "Yns Avallach", was Apfelinsel und vielleicht auch Avalon bedeutet. Auf dem Tor wurden Reste einer Festung aus dem 5. Jahrhundert gefunden. Diese wurde durch die mittelalterliche Kirche St. Michael’s ersetzt, die bis 1275 dort stand. Die Ruine des Turms von St. Michael’s wurde später restauriert. Der Arthurssage, später der Gralsgeschichte nach war Avalon der Aufenthaltsort des Königs Arthur nach einer Verwundung. Die Heilerin Morgan le Fay, die die älteste von neun Schwestern, die in Avalon regierten, hat ihn dort kuriert, nachdem er sich bei einer Schlacht lebensgefährlich verletzt hatte. Der Legende nach wurden Artus und seine Frau Guinevere auch in der Abtei von Glastonbury begraben.

1184 brannten große Teile des Gebäudes und der dazugehörigen Klosteranlagen ab. Mönche der Abtei von Glastonbury hatten im Jahr 1191 angeblich die Grabstätte von Artus und Guinevere entdeckt. In rund 2 Meter Tiefe seien sie auf eine steinerne Grabplatte und ein bleiernes Kreuz gestoßen. Der Antiquar John Leland beschrieb das Kreuz, welches mit den Überresten gefunden worden war. Es trug die Inschrift: „Hic iacet sepultus inclitus rex Arturius in insula Avalonia“, übersetzt: „Hier liegt der berühmte König Artus auf der Insel Avalon begraben.“ Die Inschrift wird angeblich durch den Fund eines Sarges etwa 2,70 Meter unterhalb der Platte bestätigt. Der Sarg war gefertigt aus einem hohlen Baumstamm und enthielt Knochen eines großen Mannes mit Schädelverletzungen. Daneben habe ein kleineres Skelett gelegen, das man als das von Guinevere identifiziert zu haben glaubte. Die Überreste wurden im Jahre 1278 im Beisein von König Heinrich in die Hauptkirche der Glastonbury Abbey in einen Schrein umgebettet, sind aber seither verschollen. Der britische Archäologe Ralegh Radford bestätigte zwar im Jahr 1962 den Fund dieses Grabes, konnte jedoch nicht beweisen, um wessen Ruhestätte es sich dabei gehandelt hatte. Die Annahme, es sei das Grab von König Artus muss auch bezweifelt werden, denn zum einen wurden im Grab keinerlei Grabbeigaben, die eines Königs würdig gewesen wären, gefunden, zum anderen hätte man einen König auch nicht in einem so schlichten Holzsarg bestattet. Die archäologischen Ausgrabungen in Glastonbury wurden angeregt von dem Manuskript einer mittelalterlichen Handschrift, die aus der Feder eines Mönches stammen soll, doch in Wirklichkeit von einem Offizier der königlichen Marine in Trance verfasst wurde. Weder wusste dieser etwas von historischen Stätten, noch davon wie die Handschrift zustande gekommen war, und interessierte sich auch nicht weiter für sie, nachdem sie einmal da war. Am Fuß des Glastonbury Tor befindet sich die Chalice Well Quelle (dt. „Kelchquelle“). Das Wasser der Quelle ist stark eisenhaltig und weist deshalb eine rötliche Färbung auf. Dem Wasser wird eine Heilwirkung nachgesagt, weshalb Chalice Well zu den bekanntesten und meistbesuchten Quellen Großbritanniens gehört.

Um die rötliche Färbung des Wassers ranken sich zwei Legenden. Einer Legende nach verbarg der hl. Josef von Arimathäa den Kelch mit dem Blut Christi an dieser Stelle, woraufhin die Quelle entsprang. Der zweiten Legende nach wusch Josef den Gral im Quellwasser, woraufhin sich dieses rötlich färbte. Er soll mehrere Male soll er in Avalon gewesen sein, zuerst gemeinsam mit Jesus. Nachdem er Jesus in Jerusalem begraben hatte, reiste er erneut nach Glastonbury. Dabei hatte er einen Wanderstab sowie einen Kelch, mit dem er am Kreuz das Blut Jesu aufgefangen hatte. In Avalon angekommen, rammte er seinen Wanderstab in die Erde. Der schlug Wurzeln und wurde zu einem Dornbusch, der über Jahrhunderte geblüht haben soll. Später wurde dort eine Abtei errichtet, deren Ruinen bis heute erhalten sind. Den Kelch vergrub Joseph am Fuß des Glastonbury Tor. Dort sprudelt noch heute die sogenannte Kelchquelle.


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