Der Yeti

Der Yeti wird ein riesiges, behaartes Mischwesen genannt, das angeblich in den abgelegenen Bergregionen des Himalaja (Tibet) leben soll. In Tibet wird der Yeti als Migö (Wilder Mann) oder auch Gang Mi (Gletschermann) bezeichnet. Die Sherpa beschreiben das Wesen als etwa zwei bis drei Meter groß. Bei den Sherpas ist der Yeti eine lebende Legende. Die  ersten angeblichen Yeti-Spuren wurden 1899 von einem Nichteinheimischen gesichtet. Auf einer britischen Himalaja-Expedition wunderte sich ein Major über seltsame Fußspuren im Schnee. Auf sein Nachfragen antworteten die Tibeter, dass sie von einem Wildmenschen stammten. Der Kryptozoologe Ivan T. Sanderson hält es für möglich, dass es sich beim Yeti um Angehörige der Reliktpopulation einer noch unbekannten Hominiden-Arthandelt. Auch manche Anthropologen, wie George A. Agogino von der University of Wyoming hält diese Theorie für glaubwürdig. Dem widerspricht eine Mitte 2014 im Fachjournal Proceedings of the Royal Society B veröffentlichte Studie, die bei 37 angeblich von Affenmenschen stammenden Proben (Knochen, Zähne, Haut, Haar) eine DNA-Untersuchung durchgeführt hatte. Das Ergebnis erbrachte zwar Hinweise auf eine mögliche im Himalaja lebende noch unbekannte Bärenart, jedoch keine Hinweise auf eine unbekannte Hominiden-Art. Die meisten Wissenschaftler führen die zahlreichen vermeintlichen Sichtungen des Yetis auch auf Verwechslungen mit einer im Himalaja vorkommenden Bärenart, dem asiatischen Schwarzbär, (auch unter dem Namen Kragenbär oder Tibetbär bekannt) zurück. Auch neuere, molekularbiologische Untersuchungen der University of Buffalo (2017) von neun angeblichen Yeti Proben ergaben kein anderes Ergebnis.

Angebliche Beweise für die Existenz der Yetis sind außer den Sichtungen auch Fußabdrücke des Yeti die im Schnee den Himalaja bereits mehrmals und von unterschiedlichen Expeditionen auf 5.000–7-000 Meter Höhe gefunden, über längere Strecken nachverfolgt und fotografiert wurden. Eine britische Expedition unter Colonel Howard-Bury sichteten im Jahr 1921 durch das Fernglas auf dem Lhapka-Paß in über 6.000 Meter Höhe mehrere dunkle Gestalten, die aufrecht durch ein Schneefeld stapften. Als die Männer die Stelle erreichten, fanden sie riesige Fußspuren, dreimal so groß wie die eines Menschen. Der wohl berühmteste Fußabdruck (siehe Bild links) stammt aber vom britischen Entdecker Eric Shipton und wurde im Jahr 1951 während einer Expedition im Schnee am Menlung-Gletscher auf der Westseite des Mount Everest aufgenommen. Die ca. 33 Zentimeter großen Fußabdrücke stammen von einem aufrecht gehenden, zweibeinigen Geschöpf mit fünf Zehen, wobei der zweite die anderen an Länge deutlich überragte. Der Menlung-Gletscher liegt auf einer Höhe von 5.500 bis 5.800 Metern. Als der Brite Don Whillans im Juni 1970 den nepalesischen Berg Annapurna bestieg, hörte er eines Tages seltsame Schreie, die seine einheimischen Sherpas dem Yeti zuordneten. In der Nacht beobachtete Whillans einen Schatten in der Nähe seines Lagers und am nächsten Morgen entdeckte er Spuren im Schnee, die an menschliche Fußabdrücke erinnerten. Am Abend schließlich sah er durch das Fernglas eine Gestalt, die Ähnlichkeit mit einem Affen besaß. Whillans war überzeugt, dem Yeti begegnet zu sein.

Die Geschichte vom Yeti basiert auf einer uralten tibetanischen Legende. Die meisten Wissenschaftler (99,9 %) sind heute überzeugt, dass der Yeti ein asiatischer Schwarzbär gewesen sei. Auch der Bergsteiger Reinhold Messner, der jahrelang nach dem Yeti geforscht hat, ist mittlerweile dieser Meinung. Der Bär soll auf der Nordseite des Himalaja über einen Pass gewandert sein. Möglicherweise auf der Suche nach einem Weibchen. Die vom Bär auf seiner Wanderung hinterlassenen Fußspuren seien dann später fotografiert worden. An der Annahme, dass Yetis in Wirklichkeit asiatische Schwarzbären sein sollen, bestehen erhebliche Zweifel. Gegen diese Theorie spricht die Sichtung von 1921. Der Bericht von Colonel Howard-Bury widerspricht der Bärentheorie, denn Bären sind Einzelgänger und niemals in Gruppen unterwegs. Sie bewegen sich außerdem nicht aufrecht, sondern üblicherweise überwiegend auf allen vieren am Boden fort. Auch der von Shipton fotografierte Fußabdruck stammt wohl eher nicht von einem Bären. Es gibt einen entscheidenden Unterschied zu einer Bärenfährte. Die Fußlänge kann bei ausgewachsenen Großbären bis zu 22 cm betragen. Die fotografierten Fußabdrücke waren mit 33 cm erheblich länger. Das müsste dann ein Prachtexemplar von Bär gewesen sein. Noch weitere Argumente lassen die Bärentheorie zumindest fragwürdig erscheinen. Bären finden während der Wintermonate im Himalaja nicht genug Nahrung. Sie halten daher in der Regel eine Winterruhe, sodass man sie im Winter normalerweise nicht zu Gesicht bekommt. Sie sind aus der Winterruhe zwar leicht wieder aufzuwecken, doch ein aufgeweckter und sicherlich aggressiver Bär, wird bestimmt nicht mit einem angeblichen Schneemensch verwechselt. Auch sind die in der Himalaja-Region vorkommenden Kragenbären schon aufgrund ihrer sichelförmigen weißen Fellfärbung auf der Brust unverwechselbar. Und letztlich, was sollte ein Bär in Höhen von über 5.000 Metern, in denen Yetis gesichtet oder Fußspuren gefunden wurden, wohl suchen? Nahrung findet er dort mit Sicherheit nicht.


1958 meldete sich auch der russische Wissenschaftler A. G. Pionian zu Wort: Er habe den Yeti gesehen. Seine Zeichnung von der Begegnung  zeigt ein haariges großes affenähnliches Wesen, welches aufrecht steht. Einige der Beweise für die Existenz des Yetis wurden später Schwindel entlarvt. Trotzdem reißt die Serie an Yeti-"Beweisen" aber nicht ab: 50 Jahre nach dem Fund angeblicher Yeti-Abdrücke auf dem "Weißen Berg", dem Achttausender Dhaulagiri in Nepal., durch eine japanische Expedition, fotografierten japanische Bergsteiger dort 2009 erneut auffällige Fußspuren - in einer Höhe von 7600 Metern. Und im April 2019 behauptete ein Bergsteiger-Expeditionsteam der indischen Armee, mysteriöse „Yeti“-Fußabdrücke mit einer Größe von 81 mal 38 Zentimetern in der Nähe des Makalu-Basislagers entdeckt zu haben. Möglicherweise gab es früher wirklich einmal solche Kreaturen. Doch, wenn ja, sind diese Wesen mittlerweile wohl ausgestorben. Andernfalls wären sie wahrscheinlich längst entdeckt worden. Doch die Legende vom Yeti lebt weiter.


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