Kabbala

Kabbala stammt aus dem hebräischen und bedeutet übersetzt, Empfangen oder Erhalten. Sie geht zurück auf die jüdische Überlieferung der Offenbarung der Thora (= erster Teil der hebräischen Bibel) an Mose. Die Sprüche der Väter aus der ersten größeren Niederschrift der ursprünglich mündlichen Thora, der Mischna beginnen mit den Worten: Moscheh [Mose] empfing die Thora am Sinai und überlieferte sie Jehoschua [Josua]‘. Die heutige Kabbala ist das Endergebnis einer jahrhundertelangen mündlichen Überlieferung, deren Ursprung sich im Tanach, der hebräischen Bibel findet. Das bedeutendste Schriftwerk der Kabbala ist der Zohar, was strahlender Glanz bedeutet und auf biblische Texte bei den Propheten Ezechiel (Ez 1,28; 8,2) und Daniel (Dan 2,31; 12,3) zurückgeht. Als Autor seines Hauptteils gilt der spanische Kabbalist Mosche de Leon. Der Zohar enthält Kommentare in Aramäisch zu Texten der Thora, Vorstellungen zur Entstehung und Entwicklung der Welt bzw. des Kosmos, zum Wesen Gottes, über die Natur der Seele und Spekulationen zu Zahlen und Buchstaben als den Fundamenten der Welt. Die fünf Bände des Zohar bestehen aus 18 Teilen, um einige zu nennen:


  • Sifra di-Tzeniutha (‚Buch der Verborgenheit‘, ein dunkler Kommentar zu den ersten 6 Kapitel des 1. Buchs Mose
  • Hechalot (‚Hallen‘, Beschreibung der Hallen des Tempels, die von den Seelen der Frommen durchschritten werden)
  • Rasa de-Rasin (‚Das Geheimnis der Geheimnisse‘, Abhandlungen über die Verbindung von Seele und Körper)
  • Saba (‚Der Greis‘, Erkenntnisse eines greisen Kabbalisten über die Seele und die Seelenwanderung)
  • Rab Methibtha (‚Das Haupt der Schule‘, Visionärer Gang durch das Paradies, mit Betrachtungen über das Schicksal der Seelen)
  • Sitre Otiot (‚Geheimnisse der Zeichen‘, Deutungen zu den Buchstaben des Gottesnamens und des Textes der Schöpfungsgeschichte)


Ein wesentliches Element der Kabbala ist der kabbalistische Lebensbaum. Im kabbalistischen Lebensbaum verkörpern die zehn göttlichen Sephiroth (Emanationen) sämtliche Inhalte der irdischen und göttlichen Welt und sollen so die göttliche Schöpfung zugleich im Mikrokosmos und Makrokosmos widerspiegeln. Jeder Sephirath repräsentiert ein wesentliches Prinzip des Daseins. Sie sind durch 22 Pfade miteinander verbunden, wobei die Sephiroth mit Namen und Ziffern, die sie verbindenden Pfade hingegen mit den 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets bezeichnet werden. Die Namen der zehn Sephiroth sind dem Tanach entnommen. Die drei Hauptsphären sind hervorgehoben. Zwischen dem Göttlichen und der Welt der Materie ist die Sphäre des reinen Bewusstseins.


  1. Sephirath: „Kether“ → „Krone“, erste Position (steht für das Göttliche)
  2. Sephirath: „Chochma“ → „Weisheit“, obere rechte Position (steht für spirituelle Weisheit)
  3. Sephirath: „Bina“ → „Verstehen“, obere linke Position (steht für spirituelles Verständnis)
  4. Sephirath: „Chesed“ → „Mitleid“, mittlere rechte Position (steht für positive ethische Gebote)
  5. Sephirath: „Gebura“ → „Stärke“, mittlere linke Position (steht für negative ethische Gebote)
  6. Sephirath: „Tiphereth“ → „Schönheit“, mittlere Position (steht für das Bewusstsein)
  7. Sephirath: „Nezach“ → „Sieg“, untere rechte Position (steht für kreatives Denken)
  8. Sephirath: „Hod“ → „Glanz“, untere linke Position (steht für analytisches Denken)
  9. Sephirath: „Jesod“ → „Grundlage“, vorletzte Position (steht für das Unterbewusstsein)
  10. Sephirath: „Malchuth“ → „Königreich“, letzte Position (steht für die Materie)


Es gibt einen „Abgrund“, welcher die Welt der Menschen von der spirituellen Ebene trennt. Mit dem zusätzlichen Sephirath: „Daath“ → „Abgrund“, zweite mittlere Position, wird aufgezeigt, dass es eine unsichtbare Brücke über den „Abgrund“ gibt. Mystiker, die nach dem Göttlichen streben, können diese unsichtbare Brücke finden. Die 22 Pfade sind auch der Schlüssel zu den 22 Trümpfen des Tarot. Sie entsprechen den geringeren Arkana vom Tarot. Des Weiteren ist der Kabbala-Lebensbaum auch der Schlüssel zur Astrologie und anderen Geheimwissenschaften.


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