Kryonik

Ein wie Science-Fiction anmutender Ansatz für ewiges Leben ist die Kryonik, das heißt Kryokonservierung (auch Kryostase) von Organismen oder einzelnen Organen (meist dem Gehirn), um sie – sofern möglich – in der Zukunft „wiederzubeleben“. In den USA wird Kryonik bereits von gemeinnützigen Gesellschaften wie Alcor Life Extension Foundation und Cryonics Institute angeboten. Dort können sich Menschen nach ihrem Tod in Kryostase begeben. In Russland gibt es seit 2006 den kommerziellen Anbieter KrioRus. Die kryonische Lagerung auf unbestimmte Zeit ist nach derzeitigen juristischen Erkenntnissen auch in Deutschland legal.


Der entscheidende Schritt bei der Kryonik ist die Wahl des geeigneten Mittels, um die körpereigene Flüssigkeit zu ersetzen. Um die Bildung von Eiskristallen zu vermeiden, bedient sich die Kryonik seit Beginn des 21. Jahrhunderts der Vitrifizierung.  Das ist das Festwerden einer Flüssigkeit durch Erhöhung ihrer Viskosität, während sie abgekühlt wird – wobei eine Kristallisation ausbleibt. Es entsteht ein amorphes  Material. Das kann unter anderem erreicht werden durch rasantes Abkühlen (z. B. in flüssigem Stickstoff) im Zusammenspiel mit Zusätzen, die die Kristallisation verhindern. Entscheidend bei diesem Prozess ist eine Frierung ohne Eiskristallbildung. Eiskristalle führen zu einer Vielzahl mikroskopischer Verletzungen, welche nach heutigem Kenntnisstand als irreversibel einzustufen sind.  Bei der Kryokonservierung größerer Organe und Organismen kommt es bisher zu Schäden, die heute noch nicht behoben werden können.  Zur Lagerung wird der Organismus bzw. das Organ üblicherweise bei, −196 °C in flüssigem Stickstoff gekühlt. Eine bisher unlösbare Herausforderung stellt das Wiederauftauen von größeren Organen und Organismen dar. Während das Auftauen eines größeren Organismus mehrere Stunden in Anspruch nehmen kann, entstehen folgende Probleme: Einerseits dürfen keine kritischen Temperaturen überschritten werden, welche insbesondere eine strukturelle Veränderung von Biomolekülen, wie Proteinen (Eiweiße) oder Desoxyribonukleinsäure (DNS), zur Folge hat, andererseits muss darauf geachtet werden, dass das Gewebe während des Auftauens nicht aufgrund einer Sauerstoffunterversorgung abstirbt. Diese Probleme sind bisher unüberwindbar.



Als Kältemittelvariante, um die körpereigene Flüssigkeit zu ersetzen, sind heutzutage Gemische auf Basis von Dimethylsulfoxid, Formamid und Ethylenglykol in Verwendung . Ein weiteres Problem der Kryonik bleibt dabei die Giftigkeit der Substanzen. Kryonik soll aber irgendwann das Instrument sein, etwa um bemannte Raumfahrt mit Unterlichtgeschwindigkeit zu ermöglichen oder um Figuren des Zeitgeschehens in die Zukunft zu übertragen.

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