Atlantis

In der Mitte des 4. Jahrhunderts berichtet der griechische Philosoph Platon (* 428/427 † 348/347 v. Chr.) als Erster über das mythische Inselreich Atlantis. Es war laut Platon die Hauptinsel eines großen maritimen Seereichs, die ausgehend von jenseits der Säulen des Herakles (heute bekannt als "Straße von Gibraltar") große Teile Europas und Afrikas unterworfen hatte. Atlantis verfügte über eine starke Marine mit 1.200 Kriegsschiffen und 240.000 Mann Besatzung allein für die Flotte der Hauptstadt. Nach einem gescheiterten Angriff auf Athen sei Atlantis schließlich um 9.600 v. Chr. infolge einer Naturkatastrophe untergegangen. Ein starkes Erdbeben wühlte die See auf und Atlantis wurde von einem riesigen Tsunami (Erdbebenwelle) völlig überflutet. Platon beschreibt auch das damalige Athen. Das alte Athen war laut Platon eine reine Landmacht, die aber ganz Attika bis zum Isthmus von Korinth beherrscht haben soll. Obgleich in der Nähe der Küste gelegen, verfügte es über keine Häfen und betrieb keine Seefahrt. Als Athen von Atlantis angegriffen worden sei, habe es die Angreifer zurückschlagen und besiegen können. Platon selbst schreibt, dass der Grund dafür, dass in den antiken Aufzeichnungen der erfolgreiche Abwehrkampf der Athener gegen die Übermacht der Atlantiden nicht erwähnt wird, eine große, verheerende Flut, den Untergang der herrschenden Oberschicht an den Küsten zur Folge gehabt habe. Es habe nur ein kleiner Teil des Lesens und Schreibens unkundiger Bauern, die in den Bergregionen lebten, überlebt. Dadurch sei das komplette Wissen, das sich die Griechen bis dahin angeeignet hatten, verloren gegangen. Eine ähnliche Theorie besagt, dass der Einschlag eines Asteroiden für den Untergang von Atlantis verantwortlich ist. Otto Muck einer der einflussreichsten Atlantis-Forscher des 20. Jahrhunderts, entwickelte eine Theorie, nach dem durch den Einschlag eines Asteroiden aus der Apollo-Gruppe im westlichen Atlantik die Großinsel Atlantis versank. Als mögliche Kandidaten einer solchen Kollision mit der Erde gelten jene etwa 20 % sogenannter erdnaher Asteroiden, die auf ihrer Bahn der Erdbahn dichter als 0,05 astronomische Einheiten (1 AE =149 597 870 700 Meter) kommen und daher auf einer Zeitskala von 100 Jahren durch Bahnstörungen auf Kollisionskurs geraten können.

 Sie bewegen sich nicht wie die meisten Asteroiden im Asteroidengürtel um die Sonne, sondern im Bereich der inneren Planeten. Durch den Einschlag des Asteroiden sollen die ungeheuren Flutwellen entstanden sein, die Atlantis versinken ließen. Interessant ist auch die Vermutung Mucks, die durch den Asteroideneinschlag verursachten Überschwemmungen seien als Sintflut in die Sagen und Mythen der Völker östlich und westlich des Atlantiks eingegangen sein. Die Frage, ob Atlantis wirklich existiert hat, ist bis heute ungeklärt. Seit vielen Jahrhunderten wird Atlantis von Archäologen gesucht. Gefunden hat es noch niemand. Manche Forscher halten Atlantis auch für eine Erfindung Platons. Doch es gibt ein gewichtiges Gegenargument. Platon war dafür bekannt, dass er von ihm erfundene Geschichten von tatsächlichen Begebenheiten immer deutlich unterschieden hat. Atlantis hat Platon aber nie als Mythos bezeichnet. Außerdem verfügte Platon über ältere Atlantisquellen. Er hat wiederholt beteuert, sein Atlantisbericht sei eine Nacherzählung alter ägyptischer Texte. Ein Vergleich der historischen Angaben des Atlantisberichts mit zeitgenössischen ägyptischen Texten, belegen diese Behauptung Platons.


Eine weniger bekannte Version über Atlantis stammt vom sogenannten schlafenden Prophet, dem US-amerikanischen Medium Edgar Cayce. Dieser behauptete, dass Atlantis existiert hatte und beschrieb es als einen großen Kontinent mit fortschrittlicher Technik, der vor ca. 10 Millionen Jahren von den ersten Menschen der Erde besiedelt wurde. Ein weiterer Atlantis war Ignatius Loyola Donnelly, ein US-amerikanischer Politiker und Autor. Er behauptete, Atlantis sei ein großer Kontinent im Nordatlantik gewesen. Dieser sei in prähistorischer Zeit durch einen verheerenden Vulkanausbruch im Meer versunken. Die Berggipfel des untergegangenen Kontinents ragen noch heute aus dem Wasser – die Azoren. Einige Bewohner von Atlantis hätten die Katastrophe überlebt und seien nach Europa und Mittelamerika geflohen. Dort hätten sie den Ureinwohnern die Kunst des Schreibens, der Metallurgie und des Pyramidenbaus gebracht.


Es gibt andere, auch heute noch verfügbare historische Quellen, die von Atlantis berichten. Der griechische Gelehrte Apollonius von Rhodos (* 295 v. Chr.; † 215 v. Chr.) erwähnt in seiner Argonautica eine als Atlantide bezeichnete Insel. Atlantiden sind die Bewohner der Insel Atlantis. Der römische Schriftsteller und Naturforscher Plinius der Ältere (* 23 oder 24, † 79) erwähnt in seiner Historia Naturalis ebenfalls Atlantis. In seinen Bemerkungen zu den Inseln vor der Westküste Afrikas bemerkt Plinius, dass es dort eine Atlantis genannte Insel gegeben habe. Bemerkenswert ist, dass er wie vor ihm schon Platon den Krieg zwischen den Athenern und Atlantern als erste verzeichnete Schlacht der Geschichte beschreibt. Laut Platon war die Hauptstadt auf der Hauptinsel des Inselreichs von Atlantis ringförmig angelegt. In ihrer Mitte stand eine Akropolis und neben ihr stand ein Poseidontempel mit einer großen Statue des Meeresgottes auf einem sechsspännigen Streitwagen. In der Nähe der Akropolis befanden sich auch die Häuser der Herrscher und der Mächtigen. Die Stadtmitte war durch eine ringförmige Mauer umschlossen. Drei weitere ringförmige Mauern umschlossen die gesamte Stadt und schützten sie vor Feinden. Zwei der außen liegenden Kanäle wurden als Häfen genutzt, so hatte Atlantis einen Kriegshafen und einen Handelshafen. Platon beschreibt das Inselreich und die Hauptstadt der Atlantiden so detailliert, als sei er dort gewesen. Was natürlich nicht der Fall war, aber möglicherweise verfügte er über Quellen, die es heute nicht mehr gibt. Geologische Untersuchungen haben zwar ergeben, dass es um 9.600 vor Christus an der von Platon beschriebenen Stelle keine große Insel im Atlantik gegeben hat. Doch das ist noch kein Beweis dafür, dass Atlantis nicht existiert hat. Das Inselreich wurde schon an den unterschiedlichsten Orten vermutet und gesucht. Die Haupttheorie stützt sich auf die Angaben Platons und vermutet Atlantis im Antlantik bei den Kanarischen Inseln. In seinen Dialogen „Timaios“ und „Kritias“ beschreibt Platon die Lage des Inselreichs äußerst genau. Die Hauptinsel lag außerhalb der „Säulen des Herakles“ im/am Atlantìs thálassa, wie schon Herodot den Atlantik nennt.

Andere Theorien vermuteten Atlantis (siehe Karte links) bei der Insel Santorin, Kreta, Malta, im adriatischen Meer, im Marmara Meer, im Asowschen Meer, bei Tartessos (iberische Südküste), bei Sizilien, Sardinien, der Küste von Asturien, bei Durrer (Albanien), Helika (in der Nähe vom heutigen Aegio), oder in der Provinz Manisa (Türkei). Doch diese Theorien wurden mittlerweile alle verworfen. Es gibt noch eine weitere interessante Theorie, die eine Verbindung zwischen Atlantis und der Schwarzmeerbeckenflutung um 5.600 v. Chr. herstellt. Dieser Theorie zufolge geht die Atlantis-Erzählung auf den Untergang einer hypothetischen Kultur im Nordwesten des Schwarzen Meeres zurück. Eine ganz andere, eher unwahrscheinliche Theorie behauptet, dass die Überreste von Atlantis, von der Plato im vierten Jahrhundert v. Chr. sprach, in Mauretanien, Afrika zu finden sind. Dort gibt es eine seltsame Formation, die als Guelb er Richat (deutsch: Richat-Struktur oder Auge der Sahara) bekannt ist.

Die ringförmige, kraterähnliche geomorphologische Struktur ist aus dem Weltall so gut zu sehen, sie bei Shuttle-Missionen von den Astronauten als Landmarke zur Orientierung benutzt wurde. Die erstmals in den 1930er-Jahren entdeckte Richat-Struktur wurde ursprünglich für einen Meteoritenkrater gehalten, was aber wegen fehlender Impaktgesteine bestritten wird. Der Sahara-Forscher Théodore Monod vertritt die Auffassung, es könne sich um eine vulkanische Explosion auf der Erde handeln. Die Entstehung dieser kreisförmigen Struktur ist strittig, eine aktuellere Studie geht davon aus, dass es sich um eine 100 Millionen Jahre alte Kuppel aus geschmolzenem Gestein handelt, die von Wind und Wasser erodiert und geformt wurde. Die konzentrischen Ringwälle haben einen Durchmesser von 45 Kilometern, sind nur wenige Meter hoch und bestehen aus Sedimentgestein. Das entspricht ziemlich genau der Beschreibung Platons in Größe und Form der Stadt. Platon sprach von 127 Stadien oder 23,5 km (38 Meilen) im Durchmesser und kreisförmig –, auch die Berge, die er im Norden beschrieb, sind vorhanden, ebenso wie Beweise für die antiken Flüsse, die nach Platon um die Stadt herum flossen. Ob sich Atlantis nun hier befand oder nicht.  Archäologische Funde, die diese Theorie unterstützen könnten, gibt es nicht. Auf jeden Fall geht die Suche nach dem mythischen Inselreich Atlantis weiter.

Tartessos war nach antiker Überlieferung ein Königreich bzw. eine Hafenstadt an der Südküste der Iberischen Halbinsel westlich der Säule des Herkules (Straße von Gibraltar).  Die Stadt war in der Antike für ihren sagenhaften Metallreichtum bekannt.  Nach einer Theorie soll es sich um Scheria, dem sagenhaften reichen Land der Phaiaken aus Homers Odyssee handeln.  Nach einer anderen Theorie wird Tartessos mit Atlantis gleichgesetzt. 2004 wurden, gestützt auf Satellitenbilder, ringförmige, mutmaßlich von Menschenhand geschaffene, Strukturen im Mündungsgebiet des Flusses Guadalquivir entdeckt. 2011 machte dort schließlich ein Forscherteam von der University of Hartford Spuren einer altertümlichen Stadt aus. Die  ringförmig angelegten Stadtgrundrisse, sollen angeblich Reste des legendären Atlantis sein. Gestützt wird diese Theorie durch drei Argumente: Laut Platon war Atlantis ringförmig angelegt, lag westlich der Säulen des Herkules und ging in einem riesigen Tsunami unter. Auslöser für die vermutete Atlantis-Katastrophe war vermutlich der Impakt eines Kometenfragments im Atlantik.  Auch der an mehreren Stellen des Alten Testaments erwähnte Ort Tarschisch (Tarsis) soll identisch mit Tartessos sein. Tarsis lag jenseits der Straße von Gibraltar am westlichen Rand des Mittelmeers.

Inzwischen gibt es eine weitere These. Danach habe Atlantis im algerischen Hochland gelegen. Die Fakten aus Platons Geschichte passen zur Region. Die Ausmaße der zentralen Hochebene etwa entsprächen ungefähr denen des von Platon beschriebenen Zentrums von Atlantis. Auf Satellitenbildern seien konzentrische Kreise erkennbar - wie von Platon geschildert. Bei dem Binnenmeer, an dem Atlantis nach Platon gelegen haben soll, handele es sich um den ausgetrockneten Tritonsee. Das soll heute der  Schott el-Dscherid sein,  ein großer Salzsee im heutigen Südtunesien. Der See hat im Altertum durch den Fluss Triton mit dem Mittelmeer in Verbindung gestanden. Der See ist nicht weit von Äthiopien entfernt und nahe dem Atlas-Gebirge am Ozean gelegen, dem größten dieses Landstriches. Vom Tritonissee heißt es, dass dessen Teile in der Nähe des Ozeans vom Gebirge abgerissen wurden, sodass er völlig verschwand. Verantwortlich für diese Naturkatastrophe waren gewaltige Feuerausbrüche (Vulkan), welche schließlich in ein finales Erdbeben mündeten.

Entsprechende Hinweis auf dort stattgefundene vulkanische Aktivitäten sind geologisch nachgewiesen. Das auch von Platon erwähnte Erdbeben habe Atlantis zerstört, was als Untergang im Meer fehlinterpretiert, wurde. Der Historiker Herodot erwähnt ein "libysches Volk der Atlanter im Nordwesten Afrikas, 60 Tagesreisen von Ägypten entfernt". Herodot zeigt den Standort auf seiner Karte der gesamten damals bekannten Welt. Der griechische Historiker Diodor hat in seinem Geschichtswerk beschrieben, wie ein Stamm kriegerischer Frauen aus Libyen unweit der afrikanischen Küste gegen die Atlanter kämpften. Sie töteten alle Männer und machten die Frauen zu ihren Sklavinnen. Das lässt nur einen Schluss zu. Atlantis lag nicht im Atlantik und auch nicht im Schwarzen Meer, wie andere behaupten, sondern im Mittelmeer. Die Insel Lampedusa soll ein Überbleibsel des im Meer verschwundenen sagenumwobenen Atlantis sein. Eine schöne Theorie, die den Beweis aber schuldig bleibt.

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