Interstellare Kommunikation

Im Herbst 1974 schickten Forscher eine Nachricht an Außerirdische in den Weltraum. Mit Lichtgeschwindigkeit sandte der 305 Meter breite Aluminiumreflektor des damals weltweit größten Radioteleskops vom Arecibo-Observatoriums die Botschaft in Richtung des Kugelsternhaufens "Messier 13 ", oder kurz "M13" genannt, im Sternbild Herkules, etwa 25.000 Lichtjahre von der Erde entfernt.  Als Hauptautor der Botschaft gilt der Astronom und Astrophysiker Frank Drake. Die irdische Mitteilung umfasste 1679 Nullen und Einsen. Diese sind farbig gruppiert dargestellt, um die zusammenhängenden Objekte zu zeigen. Diese Farbinformation steht einem möglichen Empfänger aber nicht zur Verfügung. Falls eine außerirdische Zivilisation die vollen 1679 Bits empfängt, müsste sie die Zahl in ihre Primfaktoren 23 und 73 zerlegen, die Folge von Bits anschließend in einer (Breite × Höhe) 23×73-Matrix als Pixel eines Schwarz-Weiß-Bilds anordnen und anschließend Leerzeilen als Absätze und leere Spalten als seitliche Abtrennungen benachbarter Objekte identifizieren. Der erste, in der Grafik weiß dargestellte Teil der Botschaft zeigt zehn Objekte, die die Zahlen 1 bis 10 in binärer Codierung darstellen. Der zweite in der nebenstehenden Grafik violett eingefärbte Teil der Botschaft stellt eine Leseanleitung für den auf ihn folgenden dritten Teil der Botschaft dar. Die fünf Spalten ergeben gemäß der Leseanleitung des ersten Abschnitts von links nach rechts die Zahlenfolge „1 6 7 8 15“. Diese sind als die Ordnungszahlen bzw. Protonenanzahlen der chemischen Elemente Wasserstoff, Kohlenstoff, Stickstoff, Sauerstoff und Phosphor zu decodieren. Alle fünf Stoffe stellen wichtige Elemente der Biochemie dar und sind die Elemente, aus denen die DNS aufgebaut ist.  Der dritte Absatz – in der nebenstehenden Grafik grün eingefärbt – ergibt vier Nukleotide, die Bausteine der menschlichen DNS. Jedes der zwölf Objekte gibt jeweils von links nach rechts die Anzahl der enthaltenen Elemente an. Die erste Spalte zeigt die Anzahl der enthaltenen Wasserstoffatome (Ordnungszahl 1), die zweite die Anzahl der Kohlenstoffatome (Ordnungszahl 6) usw.

Der zweispaltige, in der nebenstehenden Grafik weiß eingefärbte Streifen in der Mitte des vierten Teils der Botschaft repräsentiert die Zahl 4.294.441.822. Dies soll die ungefähre Anzahl der Nukleotide des menschlichen Genoms darstellen. Der fünfte Teil mit insgesamt drei Objekten zeigt die menschliche Anatomie und die Menschheit an. Das mittlere, rot eingefärbte Objekt zeigt die grobe Skizze der menschlichen Gestalt. Der sechste, in der nebenstehenden Grafik gelb eingefärbte, Teil der Nachricht stellt unser Sonnensystem und die Position des Planeten Erde darin dar.

Der siebte und letzte Teil stellt Informationen über das sendende Observatorium, das Arecibo-Observatorium, dar. Um die Nachricht zu entschlüsseln, muss der Empfänger die Sendung unbedingt vom ersten Bit an komplett empfangen. Fehlen am Anfang der empfangenen Sendung nur einige Bits, ist eine Entzifferung nicht mehr möglich. Eine weitere Voraussetzung für die Entschlüsselung ist, dass der Empfänger den menschlichen Wissensstand in Algebra und Geometrie besitzt. Er müsste die enthaltenen Primzahlen nämlich als Längen- und Breitenangaben eines Rechtecks deuten. Sollte er keine Rechtecke kennen, sind die Informationen nicht zu decodieren. Ist das Rechteck erkannt, muss das binäre Zahlensystem (Binärcode) benutzt werden, um die verschlüsselten Informationen zu lesen.  Ein Binärcode ist ein Code, in dem Informationen durch Sequenzen von zwei verschiedenen Symbolen (zum Beispiel 1/0 oder wahr/falsch) dargestellt werden. Die Basis dieses Systems ist die Zahl 2. Diese kleinste Informationseinheit aus 1/0 bzw. wahr/falsch bezeichnet man in der Informatik als Bit. Ein Bit = 2 Möglichkeiten (0 oder 1). Zwei Bits = 4 Möglichkeiten (00 / 11 / 01 / 10). Und so weiter und so fort. Der Dualcode ist der älteste und am häufigsten verwendete Binärcode, welcher ganze Zahlen im Dualsystem abbilden kann. Er wurde bereits Anfang des 18. Jahrhunderts beschrieben. Unter Verwendung des Dualcodes kann man, beispielsweise mit den zehn Fingern beider Hände, jede ganze Dezimalzahl von 0 bis 1023 (  2 10 − 1210 - 1) darstellen. Ein Binärcode kann übersetzt werden, indem jede Ziffer multipliziert wird mit: 2 hoch der Position der Ziffer in der Ziffernfolge. Diese Position beginnt bei 0 und wird von rechts nach links gelesen. Das Binärsystem wurde Ende des 17. Jahrhunderts von dem deutschen Philosophen und Wissenschaftler Gottfried Leibniz erfunden. Er entdeckte ein chinesisches Werk mit dem Namen Yi Jing oder „Buch der Wandlungen“, in dem auch der Binärcode beschrieben war.

Seit den 70er-Jahren tragen US-amerikanische Sonden Botschaften von der Erde ins All und versuchen, mit Außerirdischen Kontakt aufzunehmen. 1972 und 1973 wurden die Raumsonden Pioneer 10 und Pioneer 11 mit der sogenannten Pioneer-Plakette gestartet. Die Plaketten bestehen aus Aluminium und sind mit Gold beschichtet. Sie sind 228,6 mm × 152,4 mm groß und 1,27 mm dick. Auf der Plakette sind ein Mann und eine Frau abgebildet. Im Hintergrund ist im gleichen Maßstab die Silhouette der Pioneer-Sonde zu sehen. Links daneben ist die Position der Sonne in Relation zu 14 Pulsaren und zum Zentrum der Milchstraße kodiert. Unten befindet sich eine Darstellung unseres Sonnensystems mit den acht Planeten sowie dem Zwergplaneten Pluto (der zum damaligen Zeitpunkt noch Planetenstatus hatte) und die Reiseroute der Raumsonde darin. Links oben findet sich die Darstellung eines Hyperfeinstrukturüberganges des Wasserstoffatoms. Wasserstoff ist das häufigste Element im Universum. Kritiker behaupten, die Darstellungen auf der Plakette seien schwierig zu verstehen, vor allem von einer anderen Lebensform. Ein Test mit Forschern ergab, dass viele nicht alle Informationen richtig deuten konnten. Fast 46 Jahre später galt die Botschaft offiziell immer noch als unbeantwortet. Im August 2001 wurden jedoch in einem Kornfeld unmittelbar neben dem Radioteleskop von Chilbolton in der südenglischen Grafschaft Hampshire zwei Kornkreise entdeckt. Aus dem Feld heraus blickte ein überdimensionales menschenähnliches Gesicht gen Himmel, daneben befand sich ein Kornkreis-Piktogramm bzw. Kornkreis-„Schriftsiegel“, das angeblich eine  komplexe und sinnvolle Antwort auf die Arecibo-Botschaft von 1974 sein soll.

Obwohl ähnlich in Ihrer Darstellung, unterscheiden sich die Botschaft ins All und die angebliche Antwort aus dem All dennoch grundlegend voneinander:


  1.  Das Dezimalzahlensystem der Ursprungsbotschaft ist in der  „Antwort“ gleich dargestellt.
  2. Die Darstellung der Atomordnungszahlen der chemischen Basiselemente des Lebens zeigt hingegen eine Abweichung.  Zu den fünf irdischen Elementen  Wasserstoff, Kohlenstoff, Stickstoff, Sauerstoff und Phosphor, (die durch die v. l. n. r. lesbaren Ordnungszahlen „1 6 7 8 15“  repräsentiert werden), fügt die „Antwort“ ein sechstes,  Silizium hinzu.
  3. Auch der Aufbau der DNA/DNS weicht ab, indem Phosphor durch Silizium ersetzt wird.
  4. Die Anzahl der Nukleotiden (repräsentiert durch die Zahl 4.294.441.822)  ebenso wie die Darstellung der DNA-Windungen weichen ebenfalls ab. Die irdische Botschaft zeigte die menschliche bzw. irdische Doppel-Helix. Die Antwort im Kornfeld hingegen weist  eine dreifach gewundene, also eine Tripel-Helixstruktur auf.
  5. Die Darstellung der Anatomie, des Körperbaus und des Aussehens  der Botschaftsabsender unterscheidet sich von der Ursprungsbotschaft. Diese zeigt eine annähernd menschliche Darstellung, während die Antwort eher an ein Alien erinnert: Kleinwüchsig mit dickem Kopf.
  6. Auch die in beiden Botschaften an gleicher Stelle dargestellten Planetensysteme  und markierten Heimatplaneten sind unterschiedlich: In beiden Botschaften sind neun Planeten  um ein Zentralgestirn dargestellt. In der „Antwort“ ist jedoch nicht nur der dritte Planet markiert, sondern ebenso die beiden Folgenden. Zudem ist der fünfte Planet durch vier weitere Punkte hervorgehoben. In unserem Sonnensystem wäre dies Jupiter. Vielleicht stellen vier im Kreuz angeordneten Pixelpunkte die vier Jupitermonde Europa, Ganymed, Callisto und Io dar,  und weisen somit auf Jupiter als Ursprung der „Antwort“ hin. In der irdischen Botschaft wird die Erde – als Absender – erhöht dargestellt. Nach dieser Lesart käme die „Antwort“ von jenen Himmelskörpern, die auch hier erhöht gekennzeichnet sind.
  7. Die Darstellung der Sendevorrichtungen, im Fall der irdischen Botschaft das Radioteleskop in Arecibo mit einer Größenangabe von rund 305 Metern (L) binär-codiert erfolgt in der Antwort ebenfalls codiert-vereinfachte Darstellung eines Kornkreismusters, das exakt ein Jahr zuvor im gleichen Feld vorgefunden wurde. Allerdings weicht die angegebene Größe von 850 (Metern) von der wesentlich geringeren Größe der Originalformation aus dem Jahre 2000 erheblich ab.

Eine weitere Botschaft erfolgte im Jahr 1977. Die Raumsonden Voyager 1 und Voyager 2, transportieren jeweils eine Schallplatte Voyager Golden Record. Wie schon bei den Pioneer-Plaketten ist die Position der Sonne in Relation zu 14 Pulsaren angegeben. Die Schallplatten befinden sich jeweils zusammen mit einer Kassette und einer Nadel in einer Schutzhülle aus Aluminium. Auf dieser Hülle befindet sich eine Anleitung in symbolischer Sprache, wie die Datenplatte dekodiert werden kann. Jede der beiden Schallplatten enthält eingravierte Grafiken, außerdem beinhaltet sie analog codierte Audio- und Videoaufnahmen. Die Datenplatte selbst ist eine 30 Zentimeter große, vergoldete Scheibe aus Kupfer. Am Anfang der Datenspur befinden sich 116 analog gespeicherte Bilder. Der Rest besteht aus Audiodaten. Dazu gehören gesprochene Grüße in 55 Sprachen. Auf dieser Hülle (Golden Record Cover) befindet sich eine Anleitung in symbolischer Sprache, wie die Datenplatte dekodiert werden kann.


Botschaften dieser Art werden von zahlreichen Wissenschaftlern abgelehnt. Sie befürchten das die Botschaften feindlich gesinnte Außerirdische auf die Menschheit aufmerksam machen könnten, die dann eine Invasion der Erde zur Ausplünderung ihrer Ressourcen und Unterwerfung oder Vernichtung der Menschheit vornehmen könnten.


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