Rongorongo

Rongorongo wird die einzigartige Schrift der Osterinsel genannt. Die Schrift existiert nur auf dieser abgelegenen Insel und ist mit keiner anderen Schriftart der Erde vergleichbar.


Der Legende nach ist die Schrift aber keine ureigene Entwicklung der Osterinsel, sondern Hotu Matua, ein mythischer König aus dem Südost-Pazifik. und Urahn der Rapanui, hat angeblich 67 Schrifttafeln aus seiner alten Heimat „Hiva“ mitgebracht. Hiva ist eine legendäre Insel, der mythische Ursprungsort der Rapa Nui. Der Überlieferung nach soll Hiva im Westen der Osterinsel liegen. Wahrscheinlich eine der Insel aus der Inselgruppe der Marquesas. Auf der Inselgruppe der Marquesas kommen ähnliche Namen vor, z. B. Hiva Oa, Fatu Hiva und Nuku Hiva. In diesem Punkt wird die Überlieferung außerdem durch linguistische, archäologische und genetische Forschungen bestätigt.


Die Schrift ist vorwiegend auf hölzernen Tafeln sowie einem hölzernen Zeremonialstab (auch Santiagostab genannt, siehe letztes Bild unten rechts) abgebildet. Die 25 noch erhalten gebliebenen und als authentisch geltenden Schriftzeugnisse werden in verschiedenen Museen auf der ganzen Welt aufbewahrt. Das Alter der Tafeln ist weitestgehend ungeklärt. Keiner der frühen Entdecker der Osterinsel, z. B. James Cook (im Jahr 1563), Roggeveen (im Jahr 1722), La Pérouse (im Jahr 1786), berichten über irgendwelche Schriftzeugnisse. Gesichert ist aber, dass die Tafeln erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts in Europa bekannt wurden. Rückschlüsse auf das Alter der Schrift lässt die Verwendung von Symbolen zu, die Pflanzen darstellen, die es nicht oder nicht mehr auf der Osterinsel gibt, unter anderem die Honigpalme, die bereits bei Ankunft der ersten Europäer auf der Insel ausgestorben war. Oder den Brotfruchtbaum, eine Pflanze, die niemals auf der Osterinsel heimisch war. Die Kenntnis davon kann nur von den ersten Siedlern aus dem 5, oder 6. Jahrhundert stammen und muss von einer Generation zur anderen Generation weitergegeben worden sein. Das gesamte überlieferte Schrifttum der Osterinsel umfasst rund 14.000 Schriftzeichen. Die Schriftzeichen stellen jeweils einen ganzen Begriff dar. Dargestellt werden menschliche Figuren, anthropomorphe oder zoomorphe Wesen, Tiere, Pflanzen, Körperteile, grafische Symbole und Gegenstände des täglichen Gebrauches. Der deutsche Ethnologe Thomas Barthel hat die Zeichen der Rongorongo Schrift erfasst, katalogisiert und in Gruppen eingeteilt:


  • grafische Symbole, Pflanzen, Objekte der Natur
  • seltene geometrische Formen und Personifizierungen
  • anthropomorphe Figuren, Kopf in Vorderansicht
  • anthropomorphe Figuren, Kopf in Seitenansicht
  • Kopf in Seitenansicht auf diversen Körperformen und Gestalten mit Pantomimik
  • besondere Kopfformen
  • Vogel-Gestalten
  • sonstige Tierformen

Die 25 noch erhaltenen Rongorongo Tafeln wurden von Thomas Barthel mit den Buchstaben A - Y kategorisiert. Wobei das links aufgeführte Exemplar  besonders interessant ist. Es soll zu den von 67 Tafeln gehören, die Hotu Matua mit auf die Insel brachte. Die Tafel ist doppelseitig beschrieben mit 14 Zeilen auf jeder Seite, insgesamt 1000 Schriftzeichen. Die neueste Forschung vermutet, dass die Tafel einen Mondkalender darstellt, da die Zeilen 6 bis 9 von Seite A auffallend viele astronomische Zeichen und Mondsymbole zeigen.

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