Geheimbünde

Das geheim gehaltene Wissen von Geheimgesellschaften, Geheimbünden und ähnlichen Organisationen, wie z. B. die Freimaurer, Rosenkreuzer etc. erregen seit Jahrhunderten die Fantasie der Menschen. Die meisten Geheimlehren sind der Öffentlichkeit heute frei zugänglich. Weltweit gab es im Laufe der Geschichte schätzungsweise weit über tausend Geheimgesellschaften oder Geheimbünde. Besonders im Mittelalter war man regelrecht besessen von Geheimbünden – unter anderem in Deutschland, Frankreich und England. Bei Geheimbünden lassen sich verschiedene Ziele unterscheiden, die sie verfolgen. So gibt es


  • die staatlichen Geheimdienste (CIA, den ehemaligen KGB, den BND und so fort), die das eigene Land verteidigen oder andere (Feind-)Länder schwächen wollen
  • Geheimbünde mit einem politischen Ziel (z. B. die Tempelritter oder die Freimaurer);
  • geheime Bruderschaften mit einem religiösen Ziel (z. B. Ku-Klux-Klan, oder mit Abstrichen die Jesuiten)
  • kriminelle Geheimorganisationen ( Mafia, Yakuza oder die  Triaden)


Vor etwa 2 500 Jahren stellten in Griechenland ein Philosoph namens Pythagoras und seine Anhänger den Leitsatz ”Alles ist Zahl“ für sich auf. Pythagoras, der als Sohn des Apollo galt, gründete ca. 520 v. Chr. den Geheimbund der Pythagoreer. Die Pythagoreer sind damit die erste geschichtlich greifbare Geheimgesellschaft. Das Leben des Pythagoras und seiner Anhänger ist von einem Schleier des Geheimnisses umgeben. Dies liegt zum Teil daran, dass kaum Dokumente aus jener Zeit erhalten sind. Ein anderer Grund ist aber auch, dass die Pythagoreer einen geheimen, dem Mystizismus verschriebenen Orden bildeten, dessen Mitglieder sich einer strengen Gemeinschaftsordnung unterwarfen. Sie betrieben im 6. Jahrhundert vor Christus eine aufwendige Geheimhaltung. Eines ihrer Geheimnisse war die Existenz der irrationalen Zahlen, die damals nicht als solche begriffen wurden - auf Verrat stand die Todesstrafe. Zunächst nahmen die Pythagoreer an, alles wäre aus natürlichen Zahlen gemacht. Am Anfang floss die grundlegende Eins in die zwei ¨über, dann in die drei, dann in die vier. Den Pythagoreern waren diese vier Zahlen heilig, da 1 + 2 + 3 + 4 = 10 eine volle Dekade ergibt. Sie vermuteten, dass die ganze Welt aus solchen einfachen Proportionen aufgebaut war. Die Entdeckung von Größen, welche sich nicht durch ganzzahlige Verhältnisse ausdrücken lassen, führte zur ersten Krise in der Geschichte der Mathematik. Der pythagoreische Leitsatz ”Alles ist Zahl“ und somit die Theorie, dass die Natur allein durch Zahlen erklärt werden kann, war durch die Entdeckung der irrationalen Zahlen infrage gestellt.


Geheimgesellschaften finden sich bei vielen Völkern in den unterschiedlichsten Ausprägungen.  Bei den Chinesen sind das etwa die Gelaohui , eine Geheimgesellschaft, die bereits seit dem Beginn der Qing-Dynastie in China existierte. Die Gelaohui organisierte immer wieder Aufstände gegen die Mandschu-Herrschaft der Qing und beteiligte sich an der republikanischen Revolution von 1911. Oder die Highbinder. So nannte man die Mitglieder chinesischer  Geheimbünde, die in verschiedenen Gegenden der Vereinigten Staaten, insbesondere in Kalifornien, verbreitet waren. Der größte Geheimbund dieser Art nannte sich Tschi Kung Tong und hatte in seiner „Blütezeit“ mehr als 15.000 Mitglieder. Auch die Japaner kannten Geheimbünde. So etwa die Shishi, in der Regel junge Samurai von niederem Rang, die während der späten Edo-Zeit, genauer der Bakumatsu-Zeit (1853–1867 als politische Aktivisten tätig waren. Auch im Kulturraum Ozeanien kamen früher etliche Geheimbünde vor, so etwa die Arioi in Polynesien. Die Arioi waren eine ordensähnlich strukturierte Geheimgesellschaft der Gesellschaftsinseln, vorwiegend der Insel Tahiti, mit hierarchischer Gliederung, esoterischer Heilslehre und kultischen und kulturellen Funktionen. Sie verehrten den Kriegsgott Oro, den sie als Begründer ihres Ordens ansahen.  Ein anderer Geheimbund war der Duk-Duk-Bund der Tolai-Papua auf Neuguinea. Der typische Duk-Duk ist eine mysteriöse, in Laubblätter gekleidete Figur, die einen Helm trägt . Nur Männer können dem Geheimbund der Duk-Duk angehören. Den Geheimbund gibt es noch heute. Auf dem schwarzafrikanischen Kontinent gibt es den Geheimbund der Anioto (Leopardenmenschen). So werden die Mitglieder eines Geheimbundes in Schwarzafrika bezeichnet, die einen Ahnen- und Geisterkult pflegen, bei dem ein Leopard im Mittelpunkt steht. Dem Kult liegt die Vorstellung zugrunde, dass sowohl ein Mensch von einem Tier als auch ein Tier von einem Menschen Besitz ergreifen kann. Sie glauben Leoparden zu sein, ähnlich wie es beispielsweise den Vorstellungen über Werwölfe entspricht. Sie töten mit eisernen oder hölzernen Leopardenkrallen Menschen und verwenden Blut, Fett und Fleischteile zu magischen Zwecken. Zum Verbreitungsgebiet des Geheimbundes gehörten bis ins 20. Jahrhundert die Kolonien Belgisch-Kongo (Beni, Stanleyville, Équateur und Marungu), Französisch-Afrika, Nigeria, Goldküste, Liberia, Tanganjika und Angola. Seine größte Ausbreitung und Bedeutung hatte der Bund jedoch in Sierra Leone. Inspiriert von den Aniotas des Kongo haben einige Zauberer in Nigeria den Hyänenmann, auch bekannt als Kovenkore, nachgebildet . In Südostafrika gibt es den Geheimbund der Nyau. Das ist ein Geheimbund der Chewa, eines Bantu-Volks aus Südostafrika. Der Geheimbund besteht ausschließlich aus Männern, die zuvor in einem Ritus in die Geheimnisse des Nyau-Bundes eingeführt, also initiiert werden müssen.  In Westafrika gibt es die Poro. Damit wird ein überwiegend in Sierra Leone und Liberia verbreiteter Geheimbund bezeichnet. Während die Zugehörigkeit zu Poro nur Männern vorbehalten ist, stehen die beiden ähnlich gearteten Geheimbünde Yassi und Sande (oder Bundu) auch Frauen – unter gewissen Bedingungen – offen. Von den drei Bünden ist jedoch Poro der bedeutsamste. Der Geheimbund verfügt über ein umfangreiches Repertoire an Ritualen, Begriffen, Tätowierungen und Symbolen, deren Details für Außenstehende unbekannt sind, da die beeidete Geheimhaltung unverbrüchlich ist. Abakuá ist ein afrokubanischer Geheimbund, welcher aus bruderschaftlichen Verbänden in der Cross River-Region Nigerias und dem südwestlichen Kamerun entstanden ist. Die verschiedenen Strömungen benutzten alle den Leopard als Symbol der Männlichkeit. Herausragende Merkmale des Abakuá sind spezielle Ausdrucksformen des Tanzes, der Musik und der religiösen Rituale. Frauen hatten zu diesem Geheimbund keinen Zutritt. Auch unter einigen nordamerikanischen Stämmen gab es zahlreiche Geheimgesellschaften, die zum Teil heute noch Bestand haben. So etwa die Medizinbünde der Irokesen, den Midewiwin-Bund der Anishinabe und benachbarter Algonkin-Stämme, sowie die Patowa-Geheimbünde der Pueblo-Kulturen. Zusammen mit den Ottawa und den Potawatomi bildeten die Anishinabe vor der Ankunft der Europäer die Stammeskonföderation des Rates der drei Feuer, die in der Gegend der Großen Seen Nordamerikas und des Sankt-Lorenz-Stroms bestand und sich gegenüber der Irokesenliga behauptete. Träume und ihre verschlüsselten Botschaften spielten seit jeher eine besondere Rolle im Glauben der Anishinabe. Sie wurden realer als die Wirklichkeit angesehen. Im engeren Sinne werden gemeinhin nur der in Kanada als Ojibwe oder Ojibwa und in den USA als Chippewa bezeichnete Volksstamm sowie dessen regionale Dialekt- und Stammesgruppen der Mississauga und Saulteaux (Salteaux) als Anishinabe bezeichnet. Der Wabanowin-Bund („Tanz an den Osten“) heilte bestimmte Krankheiten mittels magischer Praktiken. Der größte und komplexeste Medizinbund hieß Midéwiwin. Seine Mitglieder erlangten je nach Grad ihrer Ausbildung Fähigkeiten zum Geisterkontakt und lernten unter Anleitung priesterähnlicher Funktionäre spezielle Tänze und Riten, unter anderem sogenannte Kraftübertragungsriten. Die Medizinbünde der Irokesen sind Zusammenschlüsse von Angehörigen eines Irokesen-Stammes im Sinne religiöser Kultgemeinschaften, die mithilfe traditioneller öffentlicher und geheimer Zeremonien nicht nur Krankheiten heilen bzw. vermeiden, sondern auch die Gesundheit und das Wohlergehen der Gesellschaft, der Natur, des Kosmos, der Geister- und Ahnenwelt erhalten sollten. Die Medizinbünde waren daher ein wichtiger Bestandteil der traditionellen Religion und ersetzten in vielen Fällen die Medizinmänner. Bei allen Pueblovölkern haben die Schöpfungsmythen eine wichtige Bedeutung:  Aus einer früheren, heiligen und nicht menschlichen Existenz ohne Krankheit, Übel und Tod stiegen etwa bei den Tewa (Kiowa-Tano-Sprachfamilie) die ersten Menschen aus der Unterwelt empor und reiften auf der Erde zu Menschen heran. Dabei dienten ihnen sechs mythische Zwillingspaare als Führer. Lebende Menschen gelten als „unwissend“ und werden nach dem Tod zu Ahnen in der heiligen Unterwelt. Die politischen Anführer der Tewa werden mit den mythischen Zwillingen gleichgesetzt. Über ihnen stehen die Patowa, die Mitglieder der acht religiösen Geheimbünde, die die eigentlichen Machthaber der traditionellen Pueblo-Gesellschaften sind und häufig die Funktion von Priestern haben. Sie können zum Teil die zurückgebliebenen Jenseitswesen aus der Unterwelt verkörpern. Sie „überwachen“ den obligatorischen Ritualkalender, der aus acht Aufgaben zu den wichtigsten Naturveränderungen im Jahreslauf bestand. Die Durchführung nahm je vier Tage, also insgesamt 32 Tage im Jahr, in Anspruch. Die Rituale waren Sache der Geheimbünde. Sie bestanden aus einem geheimen und einem öffentlichen Teil ; nur beim Ritual der Wintersonnenwende war das ganze Dorf beteiligt.


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