Chiromantik

Chiromantie oder Chiromantik  (Handlesekunst) ist die Kunst, die Gesundheit, den Charakter oder das Schicksal des Menschen aus der Hand und insbesondere aus den  Handlinien  zu lesen. Die Chiromantik geht zurück bis ins alte Indien, Ägypten und Babylon. Der älteste lateinische Text über Chiromantik findet sich im sogenannten Eadwine Psalter, einem liturgischen Buch der orthodoxen und der katholischen Kirche, das die biblischen Psalmen enthält. Er wurde um 1160 von Eadwine einem Mönch der Christ Church und anderen Mönchen in Canterbury geschrieben wurde. Der kurze Text über Chiromantik steht zusammen mit einem Text über  Onomantik (siehe unten)  inmitten theologischer Kommentare. Im Text wird die Bedeutung der Handlinien und einiger anderer Merkmale der Handfläche erklärt. Zwei der Erläuterungen sagen einen beruflichen Erfolg in der Kirche voraus, zum Beispiel:  Wenn am unteren Ende der ersten natürlichen Linie (Lebenslinie) ein c-förmiges Zeichen erscheint […], wird er ein Bischof sein.


1. Lebenslinie 
2. Kopflinie
3. Herzlinie
4. Venusgürtel
5. Sonnenlinie
6. Quecksilberlinie
7. Schicksalslinie

Schätzungen zufolge ist die Praktik der Handlesekunst möglicherweise schon Jahrtausende alt. Araber, Chaldäer, Inder und Zigeuner entwickelten die Chiromantik zu einer hohen Kunst und brachten die Bedeutung der Handlinien in Einklang mit der Astrologie, also der Kunst, Charakter und Entwicklungspotenzial eines Menschen aus der Stellung der Planeten im Zeitpunkt der Geburt vorauszusagen.  Die linke Hand, auch Erbhand, steht für das Unbewusste und zeigt ursprüngliche Anlagen und was der Mensch im Leben zu erwarten hat. Die rechte Hand, die sogenannte Entwicklungshand, steht für das Bewusste und zeigt Erlebtes aus Vergangenheit und Gegenwart und Pläne.


Die Schicksalslinie zählt zu den wichtigsten Linien der Handlesekunst. Sie ist die Furche, die vom Mittelfinger senkrecht nach unten verläuft. Die Schicksalslinie steht für Karriere, Geld, Erfolg und Schicksalswendungen im Leben. Die Lebenslinie beginnt zwischen dem Zeigefinger und dem Daumen und verläuft in einem Halbkreis um den Daumenballen. Sie ist die wichtigste Linie und zeigt die Stärke der Lebenskraft und die Vitalität eines Menschen. Ist die Linie breit, ist man weniger anfällig für Krankheiten. Unterbrochene Lebenslinien hingegen stehen für ein schwaches Immunsystem. Die meisten Experten der Handlesekunst sind sich darüber einig, dass die Lebenslinie nicht erkennen lässt, wann jemand sterben wird, die Lebenslänge kann nicht abgelesen werden. Die Herzlinie verläuft von der Handmitte zwischen Zeige- und Mittelfinger Richtung Handaußenkante. Die Herzlinie ist die oberste Handlinie und kann neben der Kopflinie und der Lebenslinie beginnen oder von einem Punkt zwischen Zeigefinger und Mittelfinger aus Ihre Hand durchqueren. Sie steht in enger Verbindung zur Gefühlswelt und sagt viel über das Verhalten in Beziehungen aus. Je klarer die Linie zu erkennen ist, desto glücklicher verlaufen mögliche Beziehungen. Unterbrechungen stehen indes für Trennungen und komplizierte Beziehungen.


Die Kritik an der Chiromantik stützt sich im Wesentlichen auf den Mangel an empirischen Beweisen für ihre Wirksamkeit.


Eine andere Form der Vorhersage ist die Onomantie, d. h. die Vorhersage der Zukunft eines Namensträgers aus dem Zahlenwert seiner Namensbuchstaben. Sie basiert auf der Gematrie, einer hermeneutischen Technik der Interpretation von Worten mithilfe von Zahlen.  Die Technik wird vor allem in der Kabbala verwendet. Die erste dokumentierte Verwendung von Gematrie stammt aus einer assyrischen Inschrift aus dem 8. Jahrhundert v. Chr., die vom König des neuassyrischen Reiches  Sargon II in Auftrag gegeben wurde . In dieser Inschrift heißt es "Der König baute die Mauer von Khorsabad mit einer Länge von 16.283 Ellen, um dem numerischen Wert seines Namens zu entsprechen." Gematrie findet man in vielen Kulturen, besonders ausgeprägt erscheint sie noch heute in der hebräischen Tradition. Jedem Buchstaben des hebräischen Alphabets ist ein Zahlenwert zugeordnet, eine Bedeutung und ein Symbol. Die Vorstellung, dass jeder Buchstabe des Alphabets für eine bestimmte Zahl steht, war in der Antike weitverbreitet. Die Zahlen wurden berechnet und der sich daraus ergebende Wert bedeutete, ob der Namensträger Glück oder Unglück zu erwarten hatte. Das älteste schriftliche Zeugnis einer onomantischen Vorhersage über den Ausgang eines Gottesurteils ist aus dem 14. Jahrhundert überliefert. Man benutzte solche Weissagungen oft, um den Ausgang von Gottesurteilen vorab zu erfahren.  Der mittelalterliche Arzt und Apotheker Johannes von Mirfeld (gest. 1407) ging noch einen Schritt weiter. Er überlieferte eine aus der Onomantie abgeleitete Praxis, die dazu dienen sollte, den Ausgang einer Krankheit vorherzusagen. Dabei wurden die Zahlenwerte der Buchstaben des Namens des Patienten, des Namens der Person, die zum Arzt geschickt wurde, und des Namens des Tages, an dem dieser Bote zum ersten Mal zum Arzt kam, addiert. Ergab sich eine gerade Zahl, dann starb der Patient, eine ungerade Zahl bedeutete er wurde wieder gesund

  • Das Aleph als A hat den Wert 1 und bedeutet Schöpfung
  • Beth als B hat den Zahlenwert 2 und bedeutet Dualismus


Der von den Hebräern verwandte  alphanumerische  Code gründet sich auf dem Buch der Weisheit 11:20: "...er hat alles in Maßen und Nummern und Gewichten geordnet".  Die Verwendung hebräischer Buchstaben als  Zahlen  ist in der  hebräischen Bibel  aber nicht und im außerbiblischen Judentum erst im  1. Jahrhundert v. Chr.  eindeutig belegt. Zu dieser Zeit waren griechische Zahlenbuchstaben bereits mindestens seit zweihundert Jahren in Gebrauch. Die Forschung geht daher heute davon aus, dass die Gematrie vermutlich auf griechische Einflüsse, insbesondere auf die  pythagoreische  Zahlenmystik zurückzuführen ist.


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