Die Oronteus-Finaeus-Karte

Oronce Fine, latinisiert Orontius Finnaeus (* 1494 ; † 1555) war ein französischer Mathematiker und Kartograf. Bekannt wurde er durch seine verblüffenden Kartenwerke, für  die er

sowohl Informationen von Claudius Ptolemäus, als auch von Marco Polo oder von  Ferdinand Magellan verwendete. In seiner berühmten doppelherzförmige Weltkarte aus dem Jahr 1531 zeichnete er Asien und Nordamerika als eine Landmasse, die er als Asien bezeichnete. Südamerika bezeichnet er  in seiner Karte schlicht als Amerika. Die in der Karte eingezeichnete Terra Australis geht möglicherweise auf Informationen von Magellan über Feuerland zurück. Australien selbst ist auf der Karte nicht separat aufgeführt, sondern nur ein einziger Südkontinent, der sich über den Pol bis zur Spitze Südamerikas hinzieht.


Aus kartografiegeschichtlicher Sicht ist seine Weltkarte von erstaunlicher, wenn auch rätselhafter Bedeutung, da sie u. a.  ziemlich genau die Umrisse von Antarktika abbildet, ein Kontinent, der zu Finaeus´ Zeit angeblich noch völlig unbekannt gewesen sein soll. Dem US-amerikanischen Historiker Charles Hutchins Hapgood ist die Wiederentdeckung der Weltkarte des Finaeus von 1531 zu verdanken. Er fand die Karte 1959 in der öffentlich zugänglichen Forschungsbibliothek des Kongresses der Vereinigten Staaten. Auf der Karte ist die südliche Hemisphäre der Erde mit der Antarktis und den südlichen Spitzen der Kontinente Afrika und Südamerika aufgezeichnet [...] Die Umrisse der Antarktis ähneln erstaunlich genau den Darstellungen der heutigen Karten. Der Südpol ungefähr in der Mitte des Kontinents entspricht den realen Gegebenheiten. Die Gebirgszüge an den Küsten der Antarktis entsprechen den Gebirgen, die in der letzten Zeit unter der Eisdecke festgestellt wurden. Die Buchten und Fjorde insbesondere an der Weddell-See und die Flüsse befinden sich in etwa an den richtigen Stellen. Die Küste könnte  demnach eisfrei gewesen sein. Da auf der Karte im Inneren der Landmasse keinerlei Gebirge zu erkennen sind, kann der theoretische Schluss gezogen werden, dass zu diesem Zeitpunkt, mindestens 4000 v. Chr., das Innere der Antarktis wahrscheinlich bereits mit Eis bedeckt war.  Woher aber hatte Orontius Finaeus jene Informationen in die Lage versetzten, eine vergleichsweise exakte Darstellung des antarktischen Kontinents zu entwerfen? Die Theorie, es habe in der frühen Seefahrt und Entdeckungsgeschichte des neuzeitlichen Europa Fernexpeditionen gegeben, die diese Daten erbracht, ist unwahrscheinlich. In keiner Chronik sind solche Fernreisen erwähnt. Selbst wenn die wissenschaftliche Geschichtsforschung bezweifelt wird, so erklärt die oben genannte Theorie nicht jene topografischen Details in der Karte, die seit Jahrtausenden aufgrund des darüber liegenden Eispanzers nicht zu sehen waren. Und jetzt kommt wieder Hapgoods zum Zug, mit seiner auf  Denkansätze, Methoden oder Erkenntnisse diverser Wissenschaften sowie sprachwissenschaftliche Forschung gestützte Vermutung,  einer prähistorischen, vor Jahrhunderten verschollenen,  global operierenden Hochkultur, deren kartografische Erkenntnisse als Relikt einer vergangenen Zeit - möglicherweise über Mesopotamien und Ägypten  - nach Europa gelangt sein könnten.

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