Chimären

Der Begriff Chimären stammt aus der griechischen Mythologie. Damit bezeichnet wurden sogenannte Mischwesen, z. B. die Hydra (vielköpfiges Ungeheuer, dem, wenn es einen Kopf verlor, zwei neue wuchsen), der Kerberos (mehrköpfiger Höllenhund, der den Eingang zur Unterwelt bewacht), die Sphinx (geflügelter Löwe mit dem Kopf einer Frau) und Orthos (Hund mit zwei Köpfen.


Der spanische Stammzellforscher Juan Carlos Izpisua Belmonte und ein Team von Wissenschaftlern am Salk Institute for Biological Studies in La Jolla (Kalifornien) haben Embryonen aus Zellen von Mensch und Affe erzeugt. Schon 2017 hatten US-Forscher eine Chimäre aus Mensch und Schwein gezüchtet. Dabei waren nur sehr wenige menschliche Zellen in das Gewebe der Schweine integriert, vermutlich aufgrund der großen evolutionären Distanz zwischen den beiden Arten. Die Forscher spritzten jeweils 25 extrem wandlungsfähige menschliche Stammzellen (sogenannte erweiterte pluripotente Stammzellen, hEPSC) in sechs Tage alte Embryonen von Javaner-Affen. Für kurze Zeit entstanden sogenannte Chimären, das sind im biologischen und medizinischen Sinne Organismen, die aus Zellen oder Geweben unterschiedlicher Individuen bestehen und geschlossene und lebensfähige Lebewesen erst noch bilden. Chimären aus verschiedenen Arten soll es eigentlich nicht geben. In der Natur gibt es außer der erfolgreichen Liebe zwischen Eseln und Pferden kaum Beispiele dafür. Doch zurück zu Belmontes Experiment.  In der Kulturschale fügten sich die menschlichen Zellen tatsächlich in die Affenembryonen ein. Es entstanden 132 Affe-Mensch-Chimären, von denen nach zehn Tagen noch 103 lebten und am Ende der Studie – am Tag 19 nach der Befruchtung immerhin noch drei. Daraus ergibt sich die Vermutung: Würden, die befruchteten Embryone einer menschlichen oder tierischen Leihmutter eingepflanzt, könnten sie sich womöglich zu einem eigenständigen Lebewesen entwickeln.


Bereits vor rund 100 Jahren versucht der Russe Ilya Iwanow, in Afrika Schimpansenweibchen mit menschlichem Sperma zu befruchten. Die ersten Versuche von Iwanow in Afrika schlagen fehl. Dann jedoch gelang es ihm tatsächlich, menschliches Sperma in drei Schimpansenweibchen einzuführen. Trächtig bzw. schwanger wurde keines der Weibchen.


Heute besteht die Möglichkeit zur Herstellung neuer Spezies. Im Fokus steht dabei insbesondere die Technik der Chimärenfabrikation. Unmittelbares Ziel ist die Schaffung eines Nachschubs von Stammzellen, die sich für Zwecke der Forschung und zur Therapie für bisher unheilbare Krankheiten verwenden lassen. 2018 erhielten 2 neuartige Krebstherapien auf Basis chimärer Antigenrezeptoren (CARs) die Marktzulassung in der Europäischen Union. Chimäre Antigen-Rezeptoren sind gentechnisch hergestellte T-Zell-Rezeptoren, welche die Grundlage der CAR-T-Zell-Therapie, einer neuartigen Krebsimmuntherapie, bei der gentechnologisch veränderte T-Zellen (sogenannte CAR-T-Zellen) mit synthetischen antigenspezifischenRezeptoren zur Anwendung kommen, bilden

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