Sprache

Wie entstand Sprache? Unter den etwa 20 000 menschlichen Genen ist ein Gen besonders berühmt, das Sprachgen FOXP2. Den Menschen unterscheidet vom Schimpansen nur seine Wortsprache! Seit seiner Entdeckung im Jahr 1998 ist bekannt, dass das auch bei Vögeln und Primaten anzutreffende Forkhead-Box-Protein P2 (FOXP2) beim Spracherwerb, einschließlich grammatikalischer Fähigkeiten, eine entscheidende Rolle spielt. Dieses Gen soll infolge Mutation vor einigen 100.000 Jahren zur Entwicklung der menschlichen Sprache geführt haben. So lautet die Theorie. Ein 1983 in Israel gefundenes Neandertaler-Zungenbein belegt, dass bereits diese Vorfahren des modernen Menschen Laute von sich geben konnten; dies wurde durch genetische Untersuchungen bestätigt: Neandertaler besaßen eine Variante des Sprachgens FOXP2. Ob die Neandertaler schon grammatische Strukturen beherrschten, ist nicht bekannt. Die Entwicklung der Sprache wurde letztendlich auch durch den aufrechten Gang ermöglicht: Durch diesen konnte der Rachenraum sich vergrößern, der Kehlkopf nach unten wandern und sich Stimmbänder ausbilden. Bei den höheren Primaten ist bereits kommunikatives Verhalten, aber Informationsvermittlung noch kaum vorhanden. In Gefangenschaft geborenen Menschenaffen konnten jedoch in mehreren Fällen die Verwendung von Gebärdensprachen sowie die Zeichensprache Yerkish beigebracht werden.


Die eigentliche Entstehung der Sprache ist für Sprachforscher immer noch ein ungelöstes Rätsel. Vielleicht kann die Bibel weiterhelfen. Im Johannes-Evangelium heißt es:

Joh 1,1-3: Im Anfang war das Wort, / und das Wort war bei Gott, / und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden / und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.


Vielleicht haben Außerirdische, die von den Steinzeitmenschen für Götter gehalten wurden, diesen die Sprache gebracht. Bevor die Steinzeitmenschen angefangen haben zu sprechen, muss sich jedenfalls etwas Entscheidendes in ihren Köpfen verändert haben: Die Menschen müssen angefangen haben, sich in ihren Köpfen Dinge vorzustellen – auch wenn diese Dinge gar nicht da waren. In einer ersten Phase der Sprachentwicklung interagierten sie lediglich direkt mit ihrer Umwelt im Sinne von Reiz-Reaktions-Mechanismen. Erst die Herstellung und der Gebrauch von Werkzeugen führte dazu, dass bestimmte Tätigkeiten nicht länger im Sinne eines Reiz-Reaktions-Musters automatisch abliefen, sondern dass der Mensch Reize (z. B. auch Geräusche) aus seiner Umwelt auswählte und so bewusst und gezielt auf diese reagierte. Durch die Selektion von Reizen aus der Umwelt entstanden Merkmale, die in der Folge zu Zeichen wurden, welche sodann die Grundlage für eine Sprache bildeten. In der weiteren Entwicklungsphase lösten sich die Zeichen vom Gegenstand und die damit in Verbindung stehende Tätigkeit bezog sich nun nur noch auf das Zeichen. Das klingt ganz einfach. Und doch ist das eine ganz besondere Eigenschaft: Jeder Mensch kann sich beispielsweise eine Banane vorstellen, wenn er das Wort "Banane" hört - egal, ob diese Banane vor ihm auf dem Tisch liegt oder nicht. Tiere können das nicht. So begann die menschliche Sprache mit nichts anderem als Geräuschen und Tönen , die versuchten, die Tätigkeit oder den Status des Beschriebenen zu imitieren. In unserer heutigen Sprache sind derartige Überbleibsel noch in Form von Reflexlauten vorhanden. Bei der Babysprache z. B. handelt es sich um Reflexe, die ein jedes Baby hat und die einen bestimmten Ton auslösen. In den ersten drei Lebensmonaten des Babys kann man diese spezifischen Reflex-Laute hören. Heutzutage geht die Wissenschaft davon aus, dass praktisch jeder Mensch, unabhängig von seiner Herkunft, sprechen kann. Bereits Dreijährige sind in der Lage, eine unendliche Anzahl grammatisch richtiger Sätze zu formulieren. Alle Menschen besitzen ein angeborenes Sprachorgan, eine mentale Grammatik, die das Erlernen einer Sprache erlaubt. Es muss nur während der Kindheit mit den Regeln und dem Vokabular der jeweiligen Muttersprache ausgestattet werden. Um das Jahr 1500 unternahm der schottische König, James IV. einen Versuch, die Herkunft von Sprache zu klären, indem er zwei Knaben einsperren und völlig isoliert aufwachsen ließ. Sie entwickelten eine nur ihnen verständliche Sprache aus Lauten und Gesten. Ein Beispiel sind auch die sogenannten Wolfskinder. Sie wachsen ohne Sprache heran, zum Beispiel, weil sie ihre Kindheit eingesperrt in eine Kammer zugebracht haben. Bis sie jemand findet, haben sie oft keine oder kaum Berührung mit anderen – und damit mit der Sprache. Die Versuche, diesen Kindern das Sprechen beizubringen, scheitern häufig. Manche lernen ein wenig zu sprechen, andere gar nicht. Berühmt ist der Fall Victor von Aveyron. 1800 fanden Jäger in einem Wald nahe der Stadt Saint-Sernin in der Gegend von Aveyron in Frankreich einen verwahrlosten Jungen. Er war etwa zehn Jahre alt und gab nur Tierlaute von sich. Der französische Arzt und Pädagoge Jean Itard, nahm sich des Jungen an und versuchte 5 Jahre lang ihm das Sprechen beizubringen. Sämtliche Versuche ihm die menschliche Sprache beizubringen scheiterten jedoch. Victor starb mit 38 Jahren und blieb bis zuletzt stumm. Jean Itard kam zu der Einsicht, dass der Mensch nur im Schoße der Gesellschaft den herausragenden Platz finden kann, der ihm von der Natur zugedacht ist, und ohne Zivilisation eines der schwächsten und unverständigsten Tiere sei.


Solche und weitere Fälle von isoliert oder unter Tieren aufwachsenden Kinder legen die Vermutung nahe, dass es wahrscheinlich eine kritische Phase gibt, in der ein Mensch eine Sprache erwerben kann. Diese Phase reicht etwa von der Geburt bis in die Pubertät hinein. Nicht eindeutig geklärt ist, ob ein Mensch auch nach dieser Phase noch dazu in der Lage ist, eine Sprache zu erwerben. 1991 fanden Sozialarbeiter in der Ukraine die achtjährige Oxana. Sie lief auf allen Vieren und bellte. Sprechen konnte sie nur wenige Worte. Ihre Eltern hatten sie draußen im Garten vergessen, als Oxana etwa drei Jahre alt war. Sie waren starke Alkoholiker und hatten das Verschwinden des Mädchens offenbar nicht bemerkt. Das Mädchen suchte Unterschlupf in einer Hundehütte – und lebte dort fünf Jahre lang. Der Hund sorgte für sie, brachte ihr Essen und wärmte sie. Heute lebt Oxana in einem Pflegeheim. Sie lernte nie richtig sprechen, mehr als einfache Sätze bringt sie nicht heraus. Ein weiterer verbürgter Fall ist der von Genie. Dabei handelt es sich um ein wildes Mädchen, das zwar nicht von Tieren aufgezogen wurde, aber seine Kindheit vom Vater gefangen gehalten, in Isolation ohne menschliche Kontakte verbrachte. Als man sie fand, konnte sie nur unter großen Schwierigkeiten gehen, hatte lediglich einen Wortschatz von etwa 20 Wörtern und verhielt sich wie ein Tier (sie spuckte, kratzte, etc …).


Die Hälfte unseres heutigen Wortschatzes entstammt neuesten Erkenntnissen zufolge einer einzigen Sprache - der Ur-Sprache, die vor ca. 8.000 Jahren in den russischen Steppen entstanden sein soll. Von dort verbreitete sie sich dann über Europa und Asien. Die Ursprache soll über zahlreiche einfache Töne verfügt und bereits äußerst präzise gewesen sein.


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