Nan Madol

Vor Temwen Island, einer Nebeninsel von Pohnpei im Archipel der Karolinen liegt die rätselhafte Ruinenstadt Nan Madol. Sie wurde auf 92 künstlich angelegten, im Mittel fußballfeldgroßen Inseln auf einem Korallenriff errichtet. Zehntausende Basaltstangen bilden das Fundament der mysteriösen Stadt. Nan Madol wurde laut Uran-Thorium-Datierung 230Th/U der beim Bau verwendeten Korallenbruchstücke um 1180 n. Chr. errichtet. Radiokohlenstoffdatierungen 14C/12C  organischer Materialien unterstützen diese Datierung. Sie belegen, dass Nan Madol spätestens um 1200 im Bau war. Die Anlage besteht aus zwei Hauptteilen, die durch einen seichten, aber breiten Tidenkanal voneinander getrennt sind:

 

  1. Madol Pah mit 34 Inseln
  2. Madol Powe mit 58 Inseln (vermutlich das Herrschaftszentrum)

 

Nan Madol ist in großen Teilen seeseitig mit einer Mauer umgeben, die mehrere Durchlässe aufweist. Die einzelnen Inseln werden von schmalen Wasserstraßen getrennt, die bei Flut mit Wasser gefüllt sind, bei Ebbe jedoch teilweise trockenfallen.


Die Inseln sind rechteckige Besiedlungshügel, die auf Basaltsäulen aus sorgfältig geschichteten Basaltsteinen stehen. Auf diesen befanden sich hohe, ummauerte Plattformen.  Auf diesen wiederum standen die Bauwerke – Häuser, Hütten oder Tempelanlagen.

Die sechseckigen Basaltsäulen von bis zu 8 m Länge wurden aus Basaltblöcken von mehreren Tonnen Gewicht ohne Verwendung von Mörtel errichtet. Entweder wurden die Blöcke  mit kleineren Steinen in den Zwischenräumen verkeilt oder im Blockverband millimetergenau aufeinandergeschichtet. Das mächtigste Bauwerk ist Nandauwas, eine gigantische Grabplattform mit einer Fläche von 3.100 Quadratmetern.  Sie ist von drei Mauerringen umgeben, von denen einer bis zu zehn Meter dick ist. Das Gebäude ist nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet. Wie die Stadt mit ihren imposanten Bauwerken vor über 800 Jahren mit den damals bekannten Werkzeugen erschaffen werden konnte, ist ein Rätsel, ebenso wie der plötzliche Untergang des mächtigen Inselreichs. Um das Jahr 1628 brach das Reich urplötzlich zusammen. Den Grund kennt bis heute niemand. Auch die Frage, warum Nan Madol überhaupt gebaut wurde,  ist ungeklärt. Es war jedenfalls keine Festungsanlage, dafür spricht die offene Bauweise. Archäologen vermuten das Nan Madol für rein repräsentative Zwecke errichtet wurde und als Schauplatz für religiöse Zeremonien diente.

 

Die Bevölkerung von Pohnpei glaubt heute noch mehrheitlich an die Legende von den Zauberer-Zwillingen. Die kamen aus einem mystischen Reich auf die Inseln und bauten einen Altar, um ihrem Gott zu huldigen. Mithilfe von Magie und einem Drachen bewegten sie die gewaltigen Steine und bauten so die Stadt.  Prä-Astronautiker hingegen glauben, dass Außerirdische den Ort als Landeplatz für ihre Raumschiffe benutzten und dafür auch erbauten.



Heute sind von der ursprünglichen Anlage nur noch die künstlichen Inseln verblieben. Viele der Wasserstraßen sind  versandet, versumpft oder mit Mangroven zugewachsen.

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