Der Graf von St. Germain

Der Graf von Saint-Germain (auch: Aymar de Betmar; Marquis de Betmar; Graf Welldone u. a.), war ein Abenteurer, Geheimagent, Alchemist, Okkultist und Komponist im 18. Jahrhundert. Eine schillernde Persönlichkeit, die viele Rätsel hinterlässt. Über den Grafen von Saint-Germain ist nur wenig Gesichertes bekannt. Er taucht irgendwie in der Gesellschaft auf,  im besten Mannesalter, finanziell sorgenfrei und bestens gebildet, gelehrt, spricht fließend alle Sprachen, ist sehr musikalisch, ein großer Kenner der Chemie, besitzt angenehme Züge und ist ein Liebling der Frauen. Seine Herkunft ist umstritten. Er selbst schwieg beharrlich. Es wird vermutet, dass er als Leopold Georg Rákóczi , erster Sohn des transsylvanischen Fürsten Franz II. Rákóczi und der deutschen Prinzessin Amalie Charlotte von Hessen-Rheinfels auf der Burg von Sárospatak zur Welt kam. Gegenüber dem Landgrafen von Hessen-Kassel hatte er das angeblich einmal zugegeben.  Er sei aber beim letzten Medici-Herzog Gian Gastone de' Medici in Italien aufgewachsen. Seine Gönnerin, die legendäre Mätresse Madame de Pompadour, hingegen vermutete, er sei der uneheliche Sohn der letzten spanischen Habsburgerkönigin Maria Anna von Pfalz-Neuburg. Nach zeitgenössischen Berichte und nach den Memoiren des Casanova, Giacomo Casanova, der den Graf von Saint-Germain wiederholt bei einer seiner Gönnerinnen, Madame d'Urfe getroffen hatte, soll er während einer Sonnenfinsternis zur Welt gekommen sein. Friedrich der Große hielt ihn für eines der "ungelösten Rätsel seiner Zeit. In einem Briefwechsel mit Friedrich dem Großen spottete der französische Philosoph Voltaire, einer der meistgelesenen und einflussreichsten Autoren der Aufklärung : " Saint-Germain ist unsterblich und allwissend. Allgemein wurde vermutet,  Saint Germain sei im Besitz  des Elixiers der ewigen Jugend und bereits mehrere 100 Jahre alt.

Friedrich der Große erzählte gerne folgende Anekdote: Der Graf gab selber vor, dass er über 2000 Jahre alt sei, sich auch im Gelobten Land aufgehalten und Jesus  gekannt habe. Jesus sei ein unbesonnener Romantiker gewesen. Er habe ihm wiederholt gesagt, dass er ein schlimmes Ende nehmen würde.


Saint Germains Lebensgeschichte  ist geprägt durch alchemistische Großtaten und offenbar geheime politische Aktivitäten im Auftrage der Großmächte seiner Zeit. Friedrich der Große verdächtigte ihn sogar der Spionage für Frankreich. Offiziell trat er aber als Diplomat in Frankreichs Diensten auf. Sein richtiger Name, seine Geburt und seine Herkunft waren lange Zeit unbekannt, aber gegen Ende seines Lebens gab er zu, er sei ein Sohn des Fürsten Franz II. Rákóczi von Siebenbürgen. Seine Geschichte liest sich abenteuerlich. Um die Sicherheit seines erstgeborenen Sohnes besorgt, bringt Franz II. Rákóczi  ihn im Jahr 1700 nach Florenz zu Gian Gastone de’ Medici, dem letzten Großherzog von Toskana aus dem Haus Medici. Dort wird er gemeinsam mit dem Infanten Carlos von Spanien erzogen. Er besucht die Fürstenschule in Siena und nennt sich fortan San Germano, später in Saint Germain geändert. In Siena wird Saint-Germain von einem Goldschmied in die Geheimnisse der Alchemie und der hermetischen Weisheiten eingeführt. 1715 verlässt der junge Graf heimlich das Internat in Siena und begibt sich auf ausgedehnte Reisen, die ihn zunächst nach Mittelamerika führen, wo er die Kultur der Maya und Azteken studiert. Von dort geht es nach Lissabon und weiter in die Türkei, nach Persien und nach Malta. Auf der Schifffahrt von Lissabon nach Konstantinopel traf er mit einem gelehrten Mann zusammen, von dem er viele Jahre später auf dem Freimaurerkongress von Wiesbaden 1776 sagte: Ich hatte das Glück, auf meinem Wege einem weisen Manne zu begegnen, welcher mich die Natur und Gottes verborgene Geheimnisse kennen lehrte. Die Jahre 1725 - 1726 verbrachte Saint-Germain abwechselnd in Malta, Neapel und Rom. 1727 reiste er nach Indien, wo er die Methode zur Herstellung künstlicher Diamanten kennengelernt haben will und sein alchemistisches Wissen bedeutsam vertieften konnte.  So soll es ihm gelungen sein, Verunreinigungen aus Diamanten entfernen, ein Vorgang, der bis heute noch nicht zuverlässig gelingt. Die Verunreinigungen beim Diamant entstehen vorwiegend durch andersartigen, nicht kristallisierten Kohlenstoff, z.B. dunkle Grafit-Reste oder Ähnliches und bedeuten eine Qualitätsminderung. Je reiner ein Diamant ist, desto seltener ist er auch in der Natur. 1729 kehrte Saint-Germain nach Siena zurück.


Der Graf von Saint-Germain war in die höheren Grade der Freimaurerei eingeweiht und gründete in Ermenonville in Frankreich selber einige Logen der Freimaurer. Als Alchemist konnte  er  angeblich das Elixir des Lebens herstellen . Das Elixier kann eine gesteuerte Regeneration in Gang setzen, die lebend verlängernd wirkt.  Saint-Germain soll  auch Silber in Gold verwandelt haben, was vielleicht  eine plausible Erklärung für seinen unermesslichen Reichtum ist. 1731 hält sich der Graf in Paris am Hof von König Ludwig XV. auf. Dieser überlässt ihm auf Lebenszeit das Loireschloss Chambord und richtet ihm ein Alchemisten-Laboratorium ein. Laut Kirchenbucheintrag starb der Graf von Saint Germain am 1784 im heutigen Ostseebad Eckernförde unter natürlich rätselhaften Umständen und wurde in der St. Nicolai-Kirche beigesetzt . Sein ehemaliger Grabstein dort blieb nicht erhalten. Er fiel einer Sturmflut zum Opfer. Andere Quellen behaupten, er sei auf Schloss Gottorf in Schleswig beim Landgrafen Karl von Hessen-Kassel verstorben.


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