Der Golden Dawn

Der Hermetic Order of the Golden Dawn besser bekannt als Hermetischer Orden der Goldenen Morgenröte, war eine magische Geheimgesellschaft, die 1888 von William Robert Woodman, Samuel Liddell MacGregor Mathers und William Wynn Westcott  in England gegründet wurde und sich dem Studium und der Praxis okkulter Hermetik, insbesondere der Theurgie und Metaphysik widmete. . Alle drei Gründungsmitglieder waren sowohl Freimaurer als auch Rosenkreuzer der Societas Rosicruciana in Anglia (SRIA). Der Orden sah sich hauptsächlich der Tradition der Rosenkreuzer verpflichtet. Er bestand bis 1900/1903 und zerfiel dann wegen innerer Streitigkeiten in diverse Nachfolgeorganisationen, wie Independent and Rectified Rite of the Golden Dawn (von 1903 bis 1914), Alpha et Omega (ab 1903 bis ca. 1940) und Stella Matutina (von 1903 bis 1978).  Bekannte Mitglieder des Ordens waren unter anderem der britische Okkultist Aleister Crowley der sich als auch das Große Tier 666 bezeichnete. Nach der Gründung des Ordens wurden nacheinander verschiedene Tempel eröffnet: der Isis-Urania Tempels No. 3 in London, der Osiris Tempels No. 4 in Weston-super-Mare (Somerset), der Horus Tempel No. 5 in Bradford (Yorkshire), der Amen-Ra Tempels No. 6 in Edinburgh und der Ahathoor Tempels No. 7 in Paris. Anfangs wurden nur fünf Grade rituell bearbeitet (= äußerer oder erster Orden). Neben der rituellen Arbeit wurde nur theoretisches Grundlagenwissen über die Kabbala, Astrologie, Tarot und Alchemie vermittelt. Der zweite oder innere Orden wurde erst 1891 geschaffen. Der Ordo Rosae Rubeae et Aureae Crucis (Orden der Roten Rose und des goldenen Kreuzes), auch kurz R.R. et A.C. genannt, war der eigentliche magische Orden. Das zentrale Initiationsritual des inneren Ordens, war das Ritual des Adeptus Minor Grades. Dazu wurde eigens das Gewölbe der Adepten konstruiert, eine begehbare siebenseitige Initiationskammer.

Die Grundlagen der Lehren des Golden Dawn entnahm man dem sogenannten Cipher Manuscript. Dieses war in einem Alphabet verfasst, das einer überlieferten Geheimschrift von Abt Trithemius, ein deutscher Mönch, Abt der Benediktinerabtei Sponheim der als Erzmagier galt, ähnlich ist. Das Manuskript konnte von Westcott entschlüsselt werden. Es enthält in skizzierter Form fünf Initiationsrituale, sowie entsprechendes Lehrmaterial, u. a. die bisher geheimen Zuordnungen des Tarots zu den hebräischen Buchstaben. Die Lehrinhalte des Golden Dawn bestanden hauptsächlich aus zahlreichen okkulten und mystischen Traditionen, wie Kabbala und Tarot, Astrologie, Alchemie und der henochischen Magie Dees. Hinzu kamen magische Arbeiten mit den Göttern Altägyptens und Griechenlands. Auch Elemente des Christentums und Judentums wurden synkretistisch integriert.


Der amerikanische Okkultist Paul Foster Case und vier unbekannte Personen vom Hermetic Order of the Golden Dawn gründeten 1922 in Los Angeles die spirituelle Organisation Builders of the Adytum (B.O.T.A.). Das Lehrsystem von B.O.T.A. beinhaltet die Kabbala, die Prinzipien der hermetischen Philosophie, die spirituelle Alchemie und weitere Lehren der westlichen Mysterientradition. Des Weiteren floss auch die Symbolik des Tarot in die Lehren von B.O.T.A. mit ein. B.O.T.A ist jedoch kein Geheimbund. Das Studium der Lehren erfolgt durch Lehrbriefe. Weiterer Lerninhalt ist zudem der Raumwürfel, der sich aus dem kabbalistischen Buch Sefer Jetzirah ableitet. Das Sefer Jetzira (Buch der Formgebung oder auch Buch der Schöpfung) gilt als das älteste eigenständig überlieferte Werk der Kabbala. Der Raumwürfel ist ein im Sefer Jetzira, eingeführtes Grundkonzept der jüdischen Kabbala, das die kubische Grundstruktur der Schöpfung symbolisiert.

Im magischen System der Goldenen Morgenröte ist das Erdpentakel eine von vier elementaren Waffen" oder Werkzeugen eines Adepten und wird bei allen magischen Operationen im Zusammenhang mit der Natur des Elements Erde verwendet. Ein Großteil der hierarchischen Struktur des Golden Dawn stammte von der Societas Rosicruciana in Anglia, ein esoterischer christlicher Rosenkreuzer-Orden, der 1865 von Robert Wentworth Little gegründet wurde und der seinerseits vom Orden des Goldenen und Rosenkreuzes abgeleitet war. Das Gradsystem des Golden Dawn bestand anfangs aus neun, später aus zehn Graden, die in Zusammenhang mit den kabbalistischen zehn Sephiroth stehen:


Erste Ordnung

  • Einführung – Neophyt 0=0
  • Zelator 1=10
  • Theorie 2=9
  • Praktikum 3=8
  • Philosophus 4=7
  • Mittelstufe – Portalstufe

Zweite Ordnung

  • Adeptus Minor 5=6
  • Adeptus Major 6=5
  • Adeptus Exemptus 7=4


Dritte Ordnung

  • Magister Templi 8=3
  • Magus 9=2
  • Ipsissimus 10=1


Die Beförderung in die einzelnen Grade war an den Besitz von bestimmten Kenntnissen in Astrologie, Alchimie und Kabbala gebunden. Gleich nach der Initiation hatte  der Neophyt Adeptus Minor  verschiedene magische Gegenstände herzustellen und zu weihen, unter anderem die vier „Elementarwaffen“ Stab, Kelch, Dolch und Pantakel. Eine häufig geübte Technik war das sogenannte Reisen in der Geistvision (Travelling in the Spirit Vision), vergleichbar mit der aktiven Imagination, eine von C. G. Jung entwickelte Methode der Auseinandersetzung mit dem Unbewussten. Es geht darum, innere Bilder aus dem Unbewussten aufsteigen zu lassen, mit ihnen kreativ und schöpferisch umzugehen und auf diese Weise mit den tieferen Schichten der Seele in Kontakt zu kommen. Weiter fortgeschrittene Methoden beschäftigen sich unter anderem mit dem frühneuzeitlichen System der henochischen Engelmagie von John Dee (1527–1608. Die henochische Sprache ist eine magische Sprache, die der Mathematiker, Geograph und Alchemist John Dee, der damals noch als Hofastrologe und Berater der englischen Königin Elisabeth I. tätig war, nach dem Diktat des Mediums Edward Kelley (1555–1597) diktierte, solange es sich in Trance befand. Laut Kelley, der die Sprache von den Engeln erfahren haben will,  sollte sie der Kommunikation Gottes mit seinen Engeln dienen.



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