Die Gräfin Elisabeth Báthory

Elisabeth Báthory, auch bekannt als Blutgräfin (*1560 in Nyírbátor, Ungarn; † 1614 auf Burg Čachtice (Schächtitz), Königliches Ungarn) war eine ungarische Gräfin aus dem Haus der Báthory von Ecsed. Sie wurde im Jahr 1611 als Hexe und Serienmörderin verurteilt, woraus die Legende der Blutgräfin entstand. Elisabeth hatte einen älteren Bruder, Stefan (geb. 1555), und die jüngeren Schwestern Sofia und Klara. 1575 als Elisabeth 14 Jahre alt war heiratete sie den fünf Jahre älteren ungarischen Adligen Franz Nádasdy von Fogarasföld. Das Paar Báthory-Nádasdy wohnte auf Burg Čachtice (deutsch: Schächtit), am Rand der slowakischen kleinen Karpaten in der Nähe der gleichnamigen Ortschaft. Es hatte fünf Kinder, von denen nur das letzte,  Sohn Paul, überlebte.  Ihr Ehegatte starb 1604 an einer Krankheit und Báthory erbte dessen gesamtes Vermögen. Nachdem sie 1605 auch ihren Bruder Stephan beerbt hatte, ballte sich große Macht in ihrer Hand. Sie besaß Lehen, Güter und Immobilien von Transsylvanien bis nach Österreich, hauptsächlich aber in Nord-Ungarn, der heutigen Slowakei sowie zahlreiche Burgen: Burg und Dorf Čachtice, Burg Beckov, Burg und Stadt Sárvár, Burg Leka, Ecsed, Burg und Stadt Illava, Burg Füzér, Burg Devín (aus dem Erbe ihres Bruders Stephan. Auf Befehl König Matthias II. von Ungarn stürmte und durchsuchte der Graf Georg Thurzo von Bethlenfalva, ein Vetter von Báthory, im Jahr  1610 das Schloss von Čachtice. Báthory wurde wegen vielfachen Mordes an Dienerinnen kurz darauf unter Hausarrest gestellt. In Bitcse wurden zwei Prozesse abgehalten, einer auf Ungarisch und einer auf Latein. Die Prozesse bestanden nur aus der Vernehmung von Mitangeklagten und Zeugen. Eine Aussage von Báthory selbst wurde nicht zugelassen.

Mitangeklagt wurden diverse Diener der Gräfin:


  • Helena, die Amme von Báthorys Kindern,
  • Johannes ihr Hausmeister,
  • Katharina Beneczky, Wäscherin auf der Burg,
  • Dorothea Kammerzofe der Gräfin.


Die Aussagen der Mitangeklagten wurden laut den Prozessunterlagen einmal  freiwillig, ein weiteres Mal unter der Folter erbracht. Alle Mitangeklagten wurden zum Tod verurteilt. Nur gegen Báthory selbst erging kein Todesurteil.  König Matthias. hatte ein solches zwar verlangt, doch Thurzo stimmte dem nicht zu. Die Gräfin wurde bis zu ihrem Lebensende auf ihrer Burg Čachtice gefangen gehalten. Angeblich wurde sie in einem der Turmzimmer eingemauert, was aber nicht belegt ist. 1614 starb sie in ihrem Verlies.

Ihre Geschichte klingt brutal. Laut den Prozessunterlagen soll Báthory viele junge Mädchen auf ihre Burgen gelockt haben, um sie dort auf vielfache Weise nackt zu Tode zu foltern. Den Prozessakten ist zu entnehmen, dass Graf Georg Thurzo sofort nach Betreten der Burg Čachtice die ersten Mädchenleichen gefunden habe. Die Mitangeklagte Kammerzofe Dorothea sagte aus, von 36 getöteten Mädchen zu wissen. Eine andere Zeugin gab an, auf Schloss Sárvár seien ihres Wissens über 80 Mädchen getötet worden. In ihrem Wiener Stadtpalais in der Augustinerstraße 12, in dem die verwitwete Gräfin die Wintermonate zu verbringen pflegte, kam es nach Zeugenaussagen regelmäßig zu nächtlichen Ruhestörungen in Form von Schreien, Weinen und Rumpeln. Laut den Aussagen waren die praktizierten Foltermethoden Fesselung, Schläge und Auspeitschung bis zum Tode, Schnitte mit der Schere, Stiche mit Nadeln, Verbrennungen mit heißem Eisen und Wasser, Übergießen mit Wasser im Frost, brennendes Ölpapier zwischen den Zehen, Ohrfeigen und Messerstiche. Báthorys Schuld ist nach überwiegender Meinung bewiesen.

Es gab aber auch Stimmen die Báthory für unschuldig hielten. Der Jesuit László Turóczi sah in ihr Anfangs das Opfer einer politischen Intrige seitens des Hauses Habsburg . Die Habsburger und Báthorys waren schon seit dem Jahr 1571 verfeindet. 1608 wurde der machtbesessene Fürst Gabriel Báthory Heerführer von Transsylvanien. Kurz darauf traf er Vorbereitungen zu einem Feldzug. Er wollte mithilfe der Moldau gegen die Walachei ziehen. König Matthias musste befürchten, dass Gabriel bei einem Feldzug gegen die mit König Matthias verbündete Walachei militärische Unterstützung von seiner Verwandten Elisabeth Báthory erhalten würde. Diese hätte möglicherweise Bewaffnete aus ihren überall im Land verstreuten Burgen schicken können. Mit ihrer Verurteilung und anschließenden Festsetzung im Jahr 1611 wurde diese Möglichkeit verhindert. Das König Matthias großes Interesse daran hatte, Elisabeth Báthory kaltzustellen ist unstrittig.  Er hatte ja auch ein Todesurteil gegen die Gräfin Báthory verlangt, Thurzo stimmte dem jedoch nicht zu. Ein gewichtiges Gegenargument stellt die Hypothese einer politischen Intrige jedoch infrage. Dagegen spricht die Ausführlichkeit und Art der Vorwürfe, wie sie sonst noch nie dagewesen waren. Die damaligen Intrigen und Verleumdungen der Adeligen waren in der Regel einfach zu bewerkstelligen und bedurften keiner besonderen Plausibilität oder Einfallsreichtum wie im Fall von Elisabeth Báthory. Auch Tony Thorne, Direktor des Sprachenzentrums am King’s College der Universität von London vertrat die Unschuldstheorie. Thorne erforscht vergangene und gegenwärtige alternative Subkulturen und Kulte und hat sich intensiv mit dem Fall Báthory beschäftigt. Er vermutet: Georg Thurzo steckt hinter den Machenschaften gegen die Gräfin. Nach dem Tod ihres Gatten Nádasdy war Báthory schutzlos. Georg Thurzo hatte schon vor ihr hochadelige Witwen kaltgestellt, um sie um ihren Besitz zu bringen. Ein Indiz dafür war ein Brief von Báthory an Thurzo, in welchem sie erwähnt, sie werde nicht gleichermaßen ein leichtes Opfer sein. Für die Unschuldsvermutung spricht auch das Thurzo sich gegenüber König Matthias gegen die Vollstreckung eines Todesurteils verwehrt hatte. Die anderen Angeklagten waren ihm egal. Am Tod von Elisabeth Báthory wollte er aber wohl nicht schuldig sein. Für seine Zwecke genügte ein lebenslanger Arrest. 


Unerklärlicherweise ergänzte der Jesuit László Turóczi im Jahr 1729 die Gerichtsakten um einige entscheidende, offenbar aber frei erfundene Details: Báthory habe beim Foltern eines Mädchens einige Blutspritzer abbekommen und auf der befleckten Stelle eine deutliche Verjüngung ihrer Haut verspürt und sich daher entschlossen, systematisch junge Frauen zu töten und in deren Blut zu baden, um ihre eigene Haut jugendlich und attraktiv zu erhalten. Helena und Dorothea seien Hexen gewesen. Als Ursache für Báthorys Wahnsinn gab Turóczi ihren Übertritt zum Luthertum an. Insbesondere durch die Verbreitung der Behauptung, Báthory habe im Blut der ermordeten Mädchen gebadet oder es getrunken, um sich selbst jung zu erhalten, bekam Báthory den Beinamen „Blutgräfin“. 


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