Nekromantie

Nekromantie (Totenbeschwörung) ist die magische Arbeit mit den Geistern der Toten. Diese weltweit verbreitete Form des Spiritismus, geht von einer Existenz der Verstorbenen oder ihrer Seelen nach deren Tod aus. Durch entsprechende Rituale mithilfe von Zauberkräutern, Gesängen, Gebete und Zauberformeln, oder direkte Beschwörung von Verstorbenen strebt sie deren Wiederbelebung bzw. die Begegnung mit den Geistern Verstorbener an. Der älteste literarische Bericht über Nekromantie findet sich bei Homer Odyssee. Mithilfe der Zauberin Circe, reist Odysseus in die Unterwelt (Katabasis) um einen Einblick in seine bevorstehende Heimreise zu erhalten, indem er die Geister der Toten durch Zaubersprüche erweckt, die Circe ihm beigebracht hat. Nekromantie war in der gesamten westlichen Antike weitverbreitet, mit Aufzeichnungen über ihre Praxis im alten Ägypten, Babylonien, Griechenland und Rom. Totenbeschwörung, ist auch heute noch verbreitet. Vor allem in Afrika hat sich Nekromantie in Form eines Ahnenkults erhalten. Bei den Yoruba in Süd-Nigerien z. B. ist es Brauch, vor wichtigen Entscheidungen die Geister der Vorfahren zu befragen. Ähnliche Praktiken gibt es bei den Ovimbundu im Zentrum Angolas, den Yaure, Baule, Guro und Senufo an der Elfenbeinküste oder den Bulsa im Norden Ghanas.


Im 15. Jahrhundert zählten Hermetik, Kabbala, Alchemie, Numerologie, Astrologie und auch Nekromantie zu den wichtigen Interessengebieten zeitgenössischer Gelehrter, z. B. John Dee, Edward Kelley oder Isaak Luria, dem Begründer der neuzeitlichen Kabbala. Und nicht zu vergessen, Agrippa von Nettesheim. Der deutsche Universalgelehrte Agrippa von Nettesheim hatte es sich zur Aufgabe gemacht ein vollständiges Werk über die Geheimwissenschaften zu verfassen. Nach ihm gab zwei Arten von Nekromantie: Scyomantie und Nekyomantie

Bei ersterer wird ein Abbild des Verstorbenen beschworen. Hierdurch erhoffte man Auskunft über andere Menschen zu erhalten oder Lebende schwächen oder erkranken lassen zu können. Die Nekyomantie hingegen strebt die Wiederbelebung Verstorbener an. Die Art der Totenbeschwörung wird oft im Zusammenhang mit Voodoo-Praktiken erwähnt und wird der schwarzen Magie zugerechnet. Die Wiederbelebten wurden als Wiedergänger bezeichnet. Sie waren ihr ganzes zweites Leben lang an ihren Wiedererwecker gebunden, ähnlich den Zombies, verloren ihr Leben aber relativ schnell wieder.

Ein bekanntes Beispiel für eine Totenbeschwörung steht in der Bibel im 1. Buch Samuel. Die Totenbeschwörerin von Endor beschwört im Auftrag König Sauls, den Schatten des Propheten Samuels aus dem Scheol herauf. Der Scheol ist ein Ort der Finsternis, zu dem alle Toten gehen, sowohl die Gerechten und die Ungerechten. 1 Sam 28,7:  Daher sagte Saul zu seinen Dienern: Sucht mir eine Frau, die Gewalt über einen Totengeist hat; ich will zu ihr gehen und sie befragen. Seine Diener antworteten ihm: In En-Dor gibt es eine Frau, die über einen Totengeist Gewalt hat.


Saul, der erste König Israels, führte Krieg gegen die Philister und glaubte sich in aussichtsloser Lage. Da Jahwe ihm auf seine Fragen keine Antwort gab, suchte er nach einem „Weib, das einen Wahrsagegeist hat“, und fand dieses in der Totenbeschwörerin von Endor. Saul verkleidete und begab sich mit zweien seiner Männer des Nachts zu dieser Frau. Sie nahm ihm das Versprechen ab, wegen der von Saul selbst zuvor verbotenen Wahrsagerei nicht verfolgt zu werden, und beschwor auf seinen Wunsch den einige Zeit zuvor verstorbenen Propheten Samuel herauf. Die die Nekromantin sah Folgendes: Ein alter, in einen Mantel gehüllter Mann stieg aus der Erde herauf, den Saul als Samuel erkannte. Von ihm erfuhr Saul, dass er sein Königtum an David und sein Leben in der Schlacht verlieren und Israel gegen die Philister unterliegen würde.  Saul ging am nächsten Tag dennoch in die Schlacht und fand wie vorhergesagt den Tod. In der gesamten Bibel findet sich kein vergleichbarer Text, der in ähnlicher Weise von okkulten Praktiken handelt. Der Grund, warum Saul von Gott verlassen wurde, war, dass Saul zuvor im Krieg gegen die Amalekiter diese nicht mitsamt ihrem Besitz vollständig vernichtet (1 Sam 15) hatte, wie Samuel es zu Lebzeiten als Gottes Wille verkündet hatte, sondern den feindlichen König gefangen genommen und das beste Vieh heimgeführt hatte, um es in Gilgal zu opfern.


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