Werwölfe

Die Verwandlung eines Menschen in einen Wolfsmensch (Werwolf) wird Lykantrophie genannt. Der Begriff hat einen Bezug zum Vampirismus. Vampirismus wurde oft als Fortsetzung der Lykanthropie angesehen. In Vampirsagen verwandelt sich der zum Werwolf mutierte Mensch nach seinem Tod in einen Vampir. Der Mythos vom Werwolf entstand hauptsächlich in Serbien, Polen, Bulgarien, Slowenien und Weißrussland. Im alten Griechenland gab es die Sage von König Lykaon von Arkadien, der von Zeus in einen Wolf verwandelt wurde. Lykaon, gründete den Kult des Lykäischen Zeus auf dem Berg Lykaion, bei dem nach Berichten Platons noch in historischer Zeit Menschenopfer dargebracht wurden. Dem Sittenverfall und der Gottlosigkeit seines Geschlechts schrieb man die Deukalionische Flut zu, die Zeus zur Ausrottung des entarteten Menschengeschlechts schickte. Der griechische Dichter Hesiod berichtet in seiner Fragmenta astronomica, (bei Eratosthenes von Kyrene in den Texten Catasterismi), das Lykaon von Zeus in einen Wolf verwandelt und dessen Söhne vom Blitz erschlagen wurden, weil sie seine Göttlichkeit auf die Probe stellen wollten, indem sie ihm Menschenfleisch zum Essen vorsetzten. Eine ähnliche Schilderung des Mythos findet sich im Ersten Buch der Metamorphosen des Ovid. Im 15. und 16. Jahrhundert wurde die Lykanthropie als Teufelsbesessenheit angesehen. Der Werwolf war nach dem Malleus maleficarum (Der Hexenhammer) kein echtes Tier und kein verwandelter Mensch, sondern ein durch den Teufel erschaffenes Trugbild. Der italienische Dominikaner Thomas von Aquin hielt eine tatsächliche Verwandlung für unvereinbar mit den göttlichen Naturgesetzen. Für ihn war der Werwolf ein dämonenerzeugtes Scheinwesen. Moderne Erklärungsversuche halten Lykanthropie für eine Form von Geisteskrankheit. Klinische Lykanthropie ist ein seltenes psychiatrisches Syndrom, wobei die Betroffenen dem Wahn anheimfallen, dass sie sich in ein Tier verwandeln können, sich in ein Tier verwandelt haben oder ein solches sind.

Der Psychologie-Assistenzprofessor Dr. Jan Dirk Blom von der Reichsuniversität Groningen (Niederlande) konnte in einer Studie 13 dokumentierte Fälle von angeblicher Lykanthropie nachweisen. Der Zustand der Patienten erfüllte die Kriterien für eine entsprechende klinische Diagnose. Eine andere Ursache für den Mythos vom Werwolf könnte auch das Phänomen der Hypertrichose, gewesen sein. Das sogenannte Werwolf-Syndrom, eine genetische Erkrankung führt zu einer starken Überbehaarung. Die Betroffenen wurden manchmal auch als „Wolfsmenschen“ bezeichnet.


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