Spontanheilungen

Unter Spontanheilung versteht die Medizin das Ausheilen einer Krankheit ohne therapeutische Maßnahmen. Das sind in der Regel akute Erkrankungen. Chronische Erkrankungen heilen ohne Einflussnahme von praktisch nie. Bei Erbkrankheiten, Gendefekten und -anomalien kommen Spontanheilungen überhaupt nicht vor. In der Medizingeschichte gibt es Beispiele für Spontanheilungen. So der Bericht über einen jungen Mönch, der nach der Überlieferung am Ende des 13. Jahrhunderts eine Heilung eines „Krebsgeschwürs“ seines Fußes erfuhr und daraufhin als Heiliger 80 Jahre alt wurde. Er wird heute in der katholischen Kirche unter dem Namen St. Peregrinus als Schutzpatron der Krebskranken verehrt. Die Medizin unterscheidet zwischen Spontanremissionen und Spontanheilungen:


Ein Tumor stoppt sein Wachstum oder bildet sich sogar zurück, ohne dass eine gezielte Therapie erfolgt wäre oder obwohl die Therapie keine Heilung erwarten lässt. Hat sich der Tumor vollständig zurückgebildet, spricht die Medizin zunächst von einer Spontanremission oder auch Komplettremission. Für eine Heilung muss der Krebs nicht aber nur restlos verschwunden sein, die Komplettremission muss auch dauerhaft anhalten. 


Dass es Spontanremissionen gibt, ist wissenschaftlich belegt. Allerdings kommen sie nur sporadisch vor. Noch viel seltener sind echte Spontanheilungen. Da sich nicht zweifelsfrei feststellen lässt, dass alle Krebszellen vollständig verschwunden sind, kann ein Rückfall niemals ganz ausgeschlossen werden. Denn es können vereinzelte Krebszellen unentdeckt zurückbleiben und später wieder wachsen. Aus medizinischer Sicht gelten Krebsbetroffene aber nach 5 Jahren als geheilt. Denn: Ein Rückfall wird nach dieser Zeit bei den meisten Tumorarten rein statistisch gesehen immer unwahrscheinlicher. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass es allenfalls bei einem von 60.000 bis 100.000 Krebsfällen zu einer Remission kommt. Dabei gibt es Krebsarten, die „anfälliger” für eine spontane Remission sind. Dazu zählen vor allem das Maligne Melanom, Nierenzellenkarzinome, maligne Lymphome und kindliche Neuroblastome. Bei den viel häufiger auftretenden Karzinomen der Lunge, des Magens, der Brust, oder akuter Leukämie kommen Spontanheilungen dagegen fast nie vor. Daraus schließt die Forschung, dass es bei der Spontanheilung neben psychologischen Effekten (z. B. ein starker Glaube) auch biologische Wirkmechanismen geben muss, die bei manchen Krebsarten eher angreifen als bei anderen. So stehen neben immunologischen Vorgängen auch hormonelle Einflüsse im Verdacht, einen programmierten Zelltod (Apoptose) zu induzieren. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Inhibition der Angiogenese (Gefäßneubildung) in Tumoren. Unterbleibt diese oder wird sie gehemmt, bildet sich der Tumor zurück. Denn solide Tumoren können nur dann gedeihen, wenn in sie Blutgefäße einsprossen und die Versorgung mit Nährstoffen gewährleisten. Verschiedene Proteine steuern diese Prozesse. In der Regel geht einer Spontanremission von soliden Tumoren aber ein chirurgischer Eingriff mit unvollständiger Tumorentfernung voraus. Im verbleibenden Tumorgewebe können offenbar noch unbekannte Faktoren überwiegen, die die Angiogenese hemmen. Der Tumor stirbt ab. Diese Wirkungsmechanismen zu ergründen, ist Ziel zahlreicher aktueller Forschungsansätze. Nach dem derzeitigen Stand des Wissens ist es aber zurzeit noch unmöglich, Spontanremissionen bewusst und gezielt herbeizuführen.


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