Astrologie

Astrologie wurde bereits in vorchristlicher Zeit in China, Indien, Mesopotamien, Babylonien und Ägypten praktiziert. Astrologie deutet physikalische' Zusammenhänge zwischen den Positionen und Bewegungen von Planeten und irdischen Ereignissen. Dabei berücksichtigt sie besondere Winkelstellungen der Planeten relativ zur Sonne (Konjunktion, Opposition usw.), aber auch die Mondposition zur Sonne und zu den Planeten.


Das geozentrische Weltbild (altgriechisch γεοκεντρικό geokentrikó „erdzentriert“) basiert auf der Annahme, dass die Erde und damit auch der Mensch im Universum eine zentrale Position einnehmen, sodass alle Himmelskörper (Mond, Sonne, die anderen Planeten und die Fixsterne) die Erde umkreisen. Das geozentrische Weltbild entspricht dem unmittelbaren Augenschein und wurde schon im klassischen Altertum in Griechenland, insbesondere bei Aristoteles (384–322 v. Chr.), detailliert ausgearbeitet. Es war dann in Europa für etwa 1800 Jahre die vorherrschende Auffassung. Auch im alten China und in der islamischen Welt wurde ein geozentrisches Weltbild gelehrt. Ob es bereits vor den Griechen im alten Mesopotamien vertreten wurde, ist nicht sicher. In der Renaissance wurde das geozentrische durch das heliozentrische Weltbild mit der Sonne als Mittelpunkt des Kosmos abgelöst, das in seiner ersten Form bei Aristarchos von Samos (310–230 v. Chr.), also ebenfalls schon in der Antike erschien. Des Weiteren werden in der Astrologie  zwei verschiedene, auf der Ekliptik gelegene Tierkreis-Systeme benutzt. Der tropische Tierkreis wie der siderische Tierkreis, werden beide mit dem Messkreis von 360°, unterteilt in die zwölf Tierkreiszeichen oder Abschnitte zu je 30°. In der westlichen Astrologie dominiert der tropische Tierkreis, dagegen zum Beispiel in der asiatischen, wie in Indien, der siderische Tierkreis. Der siderische 360°-Tierkreis orientiert sich an den Ekliptiksternbildern wie dem Widder, indem der Anfang des siderischen Tierkreises bei etwa 0° Widder stets mit dem Anfang des gleichnamigen Ekliptiksternbildes korrespondiert.


Klassische Elemente der Astrologie sind die zwölf Tierkreiszeichen und sie 12 Häuser. Die wichtigsten Konstellationen sind:


  • Opposition: („Gegenüberstehen“) eines Himmelskörpers: Elongation 180°
  • Konjunktion: („Begegnen“): Elongation 0°
  • Quadratur: („Vierung“ oder „Geviertschein“): Elongation 90°
  • Sextil und Trigon: gegenseitiger Winkelabstand 60° bzw. 120°


Wichtige Begriffe:


Himmelsäquator: Projektion des Erdäquators auf die Himmelskugel. Ekliptik: Tierkreis. Erster Vertikal: Großkreis, der sich vom Ostpunkt über Zenit und Nadir bis zum Westpunkt erstreckt. Elektion: Wahl des richtigen Zeitpunkts nach astrologischen Gesichtspunkten (günstigste Konstellation). Elongation ist der von der Erde aus gesehene Winkelabstand zweier Himmelskörper (Planeten). Wichtigstes Hilfsmittel der Astrologie ist das Horoskop.  Ein Horoskop weist in der Regel folgende Elemente auf:


  • Himmelskörper (Sonne, Mond, Planeten)
  • Linien zwischen den Himmelskörpern zur Bezeichnung von Winkelbeziehungen (Aspekte)
  • Tierkreiszeichen (30°-Abschnitte des Zodiaks)
  • Horoskop-Häuser
  • Aszendent und Medium coeli bzw. die dazugehörigen Horoskop-Achsen


Die babylonischen Priester kamen bereits 3.000 Jahre v. Chr. auf die Idee, dass die himmlischen Geschehnisse Einfluss auf das irdische Leben haben könnten, Sie beobachteten und deuteten die Ereignisse am Sternenhimmel und entwickelten so die ersten Formen der Astrologie. Einer der wichtigsten Vertreter der antiken Astrologie war Claudius Ptolemäus (100 – 178 n. Chr.). Er galt als größter Astronom seiner Zeit, verfasste den ersten Sternenkatalog und setzte den Frühjahrespunkt auf 0° Widder. Das Hauptwerk von Ptolemäus war der "Almagest" ein Werk zur Berechnung der Planetenpositionen. Sein Hauptwerk aus astrologischer Sicht war das "Tetrabiblos", die sogenannte Bibel der damaligen Astrologen. In vier Büchern erklärt Ptolemäus die Astrologie. Das erste Buch behandelte vor allem die Zukunftsdeutung, im zweiten Buch setzte sich Ptolemäus mit allgemeinen Vorhersagen auseinander, das dritte war den individuellen medizinischen Vorhersagen gewidmet, und das vierte den Deutungen in Bezug auf Reichtum, Ehre und militärische Operationen. Ptolemäus beschreibt in seinen Deutungen aber keine konkreten Ereignisse, sondern nur die Zeitqualität, also die richtige Zeit bzw. den günstigsten Zeitpunkt für eine bestimmte Handlung.

Auch Johannes Kepler war ein bedeutender Astronom und Astrologe. Er entdeckte z. B. die Gesetzmäßigkeiten, nach denen sich Planeten um die Sonne bewegen (Keplersche Gesetze). In den Jahren ab 1601 war er als Hofastrologe der habsburgischen Kaiser Rudolf II., Matthias I. und Ferdinand II. tätig. Im Jahr 1627 arbeitete Kepler als Astrologe im Auftrag des kaiserlichen Generals Albrecht von Wallenstein und erstellte auch für diesen ein Horoskop. Für den heutigen Betrachter, der Wallensteins Leben kennt, ist die Genauigkeit der astrologischen Analyse seiner Persönlichkeit und die Voraussage seines weiteren Lebensweges schon beeindruckend. Die Deutung der Konstellation der Sterne über Hermanitz (Sachsen) um vier Uhr Nachmittag des 14. September 1583 zeigt einen Wallenstein, wie er später tatsächlich in der Geschichte auftrat. In der Literatur wird u. a.  viel darüber spekuliert, ob Kepler auch den Mord an Wallenstein vorausgesagt hat. Kepler schreibt: "Anno 1634, aber auf die Quadrate der Orte des Saturn, des Jupiter und Merkur im Geburtshoroskop sich einstellen, da im März aber Mars im Quadrat zu beiden und zugleich in der Opposition zur Sonne, zur Venus und Merkur ein wunderlichees Kreuz macht, damit es also wieder auf meine frühere Voraussage gekommen, und die zur selben Zeit angedrohten, schrecklichen Landesverwirrungen mit des Geborenen Glück vereinbaren möchte."   Wallenstein wurde am 25. Februar 1634 ermordet. Im März stand das "wunderliche Kreuz" über seinem Grabe....Das Horoskop war neun Jahre vor seinem Tode erstellt.

In einer großangelegten Studie wurden die Daten von insgesamt mehr als 15.000 Personen statistisch ausgewertet: ein Zusammenhang zwischen Geburtsdatum – und dem „Sternzeichen“ (dem Tierkreiszeichen, in dem zum Zeitpunkt der Geburt die Sonne steht) – und individuellen Persönlichkeitsmerkmalen konnte nicht nachgewiesen werden. Nach Meinung der Forscher könne damit zwar nicht die Astrologie als Ganzes widerlegt werden, doch ein direkter Zusammenhang zwischen der Geburt in einem bestimmten Tierkreiszeichen und der Persönlichkeit existiere höchstwahrscheinlich nicht. Doch möglicherweise gibt es eine plausible Erklärung. Der Beginn der zwölf Tierkreiszeichen, jeweils 30°-Abschnitte, bei 0° des Tierkreiszeichens Widder () auf der Ekliptik wird durch den Frühlingspunkt (Schnittpunkt des Himmelsäquators mit dem Tierkreis, an dem die Sonne zum Frühlingsanfang der Nordhalbkugel (= Herbstanfang der Südhalbkugel steht) markiert. Astronomen ist nun seit Langem bekannt, dass sich die Eintrittsdaten der Jahreszeiten und die damit verbundenen Positionen der Erde auf ihrer Umlaufbahn ändern. Dieses Präzession genannte Phänomen äußert sich durch das Fortschreiten des Frühlingspunkts entlang der Ekliptik.

Infolge der Präzession befindet sich der Frühlingspunkt schon seit zwei Jahrtausenden nicht mehr im „richtigen“ Sternbild. Tierkreiszeichen und Sternbilder stimmen daher nicht mehr überein. Das bedeutet z. B. für einen Widder, dass die Sonne im Augenblick seiner Geburt astronomisch nicht im Sternbild „Widder“, sondern in den „Fischen“ stand. Ein „Widder“ ist daher astronomisch gesehen ein „Fisch“, ein „Zwilling“ ist astronomisch gesehen ein „Stier“ und die „Jungfrau“ ist astronomisch gesehen ein Löwe. Das hat enorme Konsequenzen für die Astrologie. Alle Deutungsversuche ohne Berücksichtigung der Präzession können nur falsch sein. 

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