Das Sirius Rätsel

Die Dogon, eine afrikanische Volksgruppe, die in Westafrika im Osten von Mali lebt, sollen vor langer Zeit angeblich Kontakt mit intelligenten außerirdischen Wesen aus dem Sirius-Sternensystem gehabt haben. Diese Annahme wird mit dem umfangreichen astronomischen Wissen der Dogon über Sirius begründet. Sirius ist ein Doppelsternsystem im Sternbild „Großer Hund“, dessen beide Sterne Sirius A und Sirius B durch Schwerkraft aneinander gebunden sind. Das Sternensystem ist circa 8,6 Lichtjahre von der Erde entfernt und somit eines der erdnächsten. Während Sirius A der hellste sichtbare Stern am Nachthimmel, mit bloßem Auge gut zu sehen ist, kann der viel kleinere Sirius B, nur mit einem guten Teleskop gesehen werden. Wie also konnten die Dogon von diesem unsichtbaren Begleiter von Sirius A wissen? Hierfür erforderliche astronomische Hilfsmittel waren den Dogon nicht zugänglich. Die Schöpfungsmythen der Dogon, enthalten aber erstaunlicherweise sehr genaue Angaben über das Sternensystem Sirius:


  • der Stern Sirius, den die Dogon „sigu tolo“ (Sirius A) nennen, wird von einem kleineren Begleiter po tolo (Sirius B) umkreist
  • Po tolo bewegt sich auf einer ovalen Bahn um Sirius; Sirius steht nicht im Zentrum dieser Bahn, sondern bewegt sich elliptisch um sigu tolo.
  • Po tolo benötigt 50 Jahre, um die Bahn einmal zu durchlaufen und dreht sich einmal im Jahr um sich selbst.
  • Po tolo ist der kleinste Stern aber gleichzeitig so schwer, dass alle Menschen nicht ausreichen würden, ihn hochzuheben.
  • Ein drittes Mitglied des Siriussystems ist der Stern „emme ya tolo“ (Sirius C), der etwas größer als Po tolo aber nur ein Viertel so schwer ist. Er umkreist Sirius auf einer größeren Bahn und benötigt ebenfalls 50 Jahre für eine Umlaufbahn.

Die Dogon-Erzählungen spiegeln in etwa den astronomischen Kenntnisstand von Anfang des 19. Jahrhunderts wider. Die Umlaufperiode, der elliptische Orbit , die große Masse, sein geringer Durchmesser und die hohe Dichte von Sirius B, wurden erst in den 1920er-Jahren nachgewiesen. Ein möglicher dritter Stern im Siriussystem wurde von Astronomen in den 1920er-Jahren wiederholt beobachtet, doch die Kenntnis darüber ging dann wieder verloren. Neuere Untersuchungen aus dem Jahr 1995 ergaben Unregelmäßigkeiten in der Bahn von Sirius, die auf anomalen Störungen von Sirius B basieren, was wiederum vermuten lässt, dass Sirius A durch einen weiteren, anderen Himmelskörper möglicherweise gravitativ beeinflusst wird. Die Existenz dieses Himmelskörpers wurde bisher aber nicht bewiesen. Unabhängig davon, ist das in den Dogonmythen enthaltene Wissen über Sirius B und einem möglicherweise existierenden dritten Stern Sirius C sowie die bestehenden Ähnlichkeiten mit modernen astronomischen Erkenntnissen umso erstaunlicher, als nichts davon mit bloßem Auge erkennbar ist. Die meisten Forscher gehen heute von einer Kontaminierung der Dogon-Mythologie mit modernen astronomischen Erkenntnissen aus. Es gibt eine beliebige Anzahl von Kanälen, über die die Dogon westliches Wissen erhalten haben könnten. Zum Beispiel könnten die Dogon während einer fünfwöchigen Expedition unter der Leitung des französischen Astronomen Henri-Alexandre Deslandres zur Erforschung der Sonnenfinsternis vom 16. April 1893 möglicherweise Kontakt zu den Mitgliedern der Expedition gehabt haben. Dabei könnte dann relativ modernes astronomisches Wissen übertragen worden sein, das in den Mythen des Stammes Eingang gefunden hat. Neueste Untersuchungen aus dem Jahr 2011, widersprechen auch der Annahme, es würde einen zweiten Sirius Begleiter geben. Die Wissenschaftler konnten anhand von Infrarotmessungen die Existenz von Staub, etwa in Form einer protoplanetaren Scheibe, um den weißen Zwergstern Sirius B ausschließen.

Die Untersuchungen beziehen sich aber auf Sirius B. Die Ergebnisse widersprechen damit nicht etwa der Möglichkeit, das der Hauptplanet Sirius A noch von einem zweiten bis jetzt unentdeckten Stern umkreist werden könnte. Modellrechnungen ergaben außerdem, dass um Sirius A stabile Umlaufbahnen mit einer Dauer von bis zu sechs Jahren existieren. Um den weniger massiven Sirius B, gibt es keine stabilen Umlaufbahnen. Wenn also Sirius C existiert, muss er Sirius A umkreisen. Zudem ist der Bereich in unmittelbarer Nähe von Sirius A noch unerforscht. Hier könnte sich also noch ein Begleitstern "verstecken". Die Annahme, dass eine höherentwickelte Zivilisation aus dem Siriussystem den Dogon ihr astronomisches Wissen übermittelt haben soll, jedenfalls ist höchst unwahrscheinlich. Das hat sowohl astronomische als auch biologische Gründe. Da Sirius massereicher als die Sonne ist, strahlt er weitaus mehr UV-Licht als die Sonne ab. UV-Licht aber zerstört die Bindungen der meisten biologischen Moleküle. Im oberen Bereich der Atmosphäre wird das UV-Licht zudem stark absorbiert und kann zum Abbau der Atmosphäre führen. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass sich bei massereichen Sternen überhaupt keine erdähnlichen Planeten mit Atmosphäre und Wasserozean bilden können. Zu guter Letzt spricht noch ein astronomischer Aspekt gegen die Bildung erdähnlicher Welten und damit der Existenz von außerirdischem Leben im Siriussystem. Sirius ist ein Doppelsternsystem. Zwar können sich auch in Doppelsternsystemen Planeten bilden, doch geht man neuerdings davon aus, dass dies nur bei Sternen der Fall ist, deren Abstand mindestens 50 AE (eine AE ist 149 597 870 700 Meter). Je näher sich zwei Sterne, oder möglicherweise sogar drei Sterne, wie im Falle Sirius stehen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese auf die Umlaufbahn eines Planeten einwirken und ihn schlimmstenfalls aus dem System schleudern würden.

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