Sajama-Linien

Die Sajama-Linien sind ein Netzwerk tausender (möglicherweise zehntausender) nahezu perfekt angelegter kerzengerader Pfade in der Nähe des Vulkans Sajama  im westlichen Bolivien. Die exakten Striche sind kein Zufall, dazu war es zu aufwendig, sie zu ziehen. Denn die Gegend um den Vulkan Sajama ist schroff, und es gibt viele Hindernisse in Form von Büschen, Bäumen und Steinen.

 

Die Linien wurden wahrscheinlich über mehr als 3000 Jahre hinweg von der indigenen Bevölkerung im Boden angelegt, indem Vegetation und die dunkle Oberflächenschicht aus Erdreich und verwittertem Felsgestein beiseite gekratzt und so die darunter liegenden helleren Bodenschichten freigelegt wurden.


Die Sajama-Linien bilden ein netzartiges System, das eine ganze Region des bolivianischen Altiplano bedeckt. Sie bedecken ein Gebiet von 22.525 Quadratkilometern und sind damit flächenmäßig rund fünfzehnmal so groß wie die berühmten Nazca-Linien in Peru. Die Gesamtlänge der Linien beträgt etwa 16.000 Kilometern. Damit gelten sie nicht nur als größte archäologische Anlage der Anden sondern auch als der Welt größtes Kunstwerk und gleichzeitig als das mysteriöseste. Bis heute rätseln Wissenschaftler darüber zu welchem Zweck die Linien angelegt worden sind, wer die Baumeister waren und wie die hohe Präzision des strahlenförmigen Netzwerks erreicht werden konnte. Es wird aber vermutet, dass die Linien ursprünglich als heilige Pilgerwege angelegt worden sind. Darauf deuten die Wak'a-Schreine für lokale Gottheiten, Chullpa-Grabstätten  (= turmartige Mausoleen der Inkas) und Weilern (= kleine Siedlungen), die an den Kotenpunkten des Netzwerks erbaut wurden, hin.

Andere mutmaßen dass die Zeichnungen Wegweiser für Außerirdische gewesen sein müssen. Und wieder andere glauben, dass sie Sternbilder zeigen sollen. Beweise für diese Hypothesen gibt es nicht. Wissenschaftler der University of Pennsylvania stellten fest: „Während sich viele dieser kultischen Linien über eine Länge von zehn bis zwanzig oder mehr Kilometern ausdehnen, weisen sie alle eine bemerkenswerte Geradlinigkeit auf, unabhängig von der rauen Topographie und von natürlichen Hindernissen. Die pure Zahl und Länge dieser Linien lässt sich vom Boden aus, wie bei den Nazca-Linien oft kaum feststellen, aber aus der Luft oder von günstigen Aussichtspunkten aus sind sie überwältigend.“


Im Rahmen des Tierra Sajama Projekts begann die New Yorker Landmarks Foundation, eine gemeinnützige Organisation zur Erhaltung heiliger Stätten und Landschaften auf der ganzen Welt,  zusammen mit Forschern der Universität von Pennsylvania im Jahr 2003 mit Hilfe des Geoinformationssystems GIS und anderer moderner Werkzeuge die Linien zu analysieren, zu beschreiben und zu kartieren. Das Projekt ist noch nicht abgeschlossen. Rund 450 Pfade wurden bisher entdeckt.


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