Dämonologie

Dämonologie ist in der christlichen Tradition die systematische Erfassung der Dämonen. Dämonen im herkömmlichen Sinn sind tierköpfige Mischwesen (Chimäre) mit mindestens menschengestaltigen Beinen. Den Gegensatz dazu bilden Mischwesen mit Tierkörpern und Tierköpfen (z. B. Greif oder Drachen) oder Tierkörper mit menschlichen Köpfen wie Sphinx (Frauenkopf und Löwinnenkörper), Mantikor (Männerkopf mit Löwenkörper und Skorpionschwanz) und Zentauren (Menschenoberkörper und Pferdeleib). Darstellungen der christlichen Theologie enthielten zeitweise eine Dämonenlehre als Anhang zur Angelologie, da die Dämonen als gefallene Engel verstanden wurden, deren Behandlung aber wiederum der Schöpfungstheologie untergeordnet ist. Gefallene Engel und Teufel werden den Dämonen zugeordnet, aber durch ihre Beziehung zur Gottheit spezifiziert und somit von den herkömmlichen Dämonen unterschieden. Dämonologie ist eher im Bereich der Theurgie oder der  Magie zu verorten.  Im magischen Verständnis ist Dämonologie ist die Kunst, Dämonen zu beschwören, sie zu beherrschen und die Wissenschaft, sie zu verstehen. Dämonen können mit Magie und einigen Berechnungen auf die menschliche Ebene geholt werden, wo sie allerdings auch selbst erscheinen können, wenn die richtigen Voraussetzungen herrschen.  In der Ars Goetia, dem ersten Teil der Lemegeton Clavicula Salomonis aus dem 17. Jahrhundert,  enthält Beschreibungen der 72 Dämonen, die einst König Salomon beschworen und in einem bronzenen Gefäß, das mit magischen Symbolen verschlossen ist, eingesperrt sowie verpflichtet haben soll, für ihn zu arbeiten.Jedes Mitglied in der teuflischen Hierarchie hat einen Rang und Adelstitel sowie ein persönliches Zeichen oder Siegel.  Z. B.  Baal ein dreiköpfiger Dämon, oder Agares ein gefallener Engel, der auf einem Krokodil reitend, mit einem Sperber auf seiner Faust sitzend beschrieben wird. Des Weiteren Vassago, Aamon, Paimon und andere. Paimon etwa ist ein König, der Luzifer sehr ergeben ist und in Gestalt eines Mannes auf einem Dromedar erscheint.


Laut der jüdischen und mittelalterlichen Dämonologie gibt es beispielweise sieben Prinzen der Hölle: Luzifer, Mammon, Leviathan, Satan , Asmodeus, Beelzebub und Belphegor. Laut den Aposteln Matthäus und Lukas ist Beelzebub der Anführer aller Dämonen. Mt 4, 1: Dann wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt; dort sollte er vom Teufel in Versuchung geführt werden. Mt 12, 24-27: (24) Als die Pharisäer das hörten, sagten sie: Nur mit Hilfe von Beelzebub, dem Anführer der Dämonen, kann er die Dämonen austreiben. (27) Und wenn ich die Dämonen durch Beelzebul austreibe, durch wen treiben dann eure Anhänger sie aus? Sie selbst also sprechen euch das Urteil. Lk 11,15: Einige von ihnen aber sagten: Mit Hilfe von Beelzebul, dem Anführer der Dämonen, treibt er die Dämonen aus.


Eine besondere Bedeutung kommt dem Dämonenglauben im Zusammenhang mit dem Exorzismus zu. Exorzismus auch Teufels- oder Dämonenaustreibung genannt, ist die rituelle Vertreibung böser Mächte und Geister aus angeblich besessenen Menschen. Exorzisten benutzen zumeist beschwörende Exorzismusformeln, um mit dem vermeintlichen Dämon in Kontakt zu treten und ihn schließlich zum Verlassen des Körpers zu bewegen. Weitere Maßnahmen sind das Besprengen mit Weihwasser, die Anrufung Gottes und das Handauflegen. Als Zeichen für Besessenheit gelten unter anderem: Heftige Abscheu vor christlichen Symbolen, übernatürliche Kräfte, oder sprechen in einer nie erlernten Sprache. Psychische oder geistige Erkrankungen müssen laut Kirchenrecht von hinzugezogenen Medizinern ausgeschlossen werden, ehe der Ortsbischof seine Zustimmung zur "Teufelsaustreibung" durch einen speziell geschulten Geistlichen geben kann. Das Exorzismus-Ritual, das in der heutigen Form auf das 17. Jahrhundert zurückgeht, besteht üblicherweise aus Gebeten sowie Segens- und Beschwörungsformeln und kann ausschließlich für Personen gebetet werden, bei denen die Symptome der Besessenheit nicht auf eine psychische Erkrankung zurückzuführen sind. Die Vollmacht zum Vollzug des Exorzismus leitet die Kirche aus dem Neuen Testament ab. Vorbild sind die Dämonenaustreibungen Jesu. Auch Papst Franziskus hat mehrfach erklärt, es sei notwendig, den "Satan" und "Dämonen" zu bekämpfen und hat selbst auf dem Petersplatz Exorzismus-ähnliche Rituale durchgeführt.


Der emeritierte Baseler Weihbischof Martin Gächter hat sich über den einzigen Exorzismus geäußert, den er in den vergangenen 30 Jahren durchgeführt hat. Die Reaktionen der mutmaßlich besessenen Frau seien wie im Film "Der Exorzist" gewesen. Die Frau habe sich nicht in einem Raum aufhalten können, in dem ein Kruzifix oder Bilder der Gottesmutter Maria hingen, ihr Körper habe sich während des Exorzismus gewunden und bei der Besprengung mit Weihwasser habe die Frau "Uh, das brennt" geschrien. Nach 15 Sitzungen sei die Frau befreit gewesen und habe anschließend das Kreuz umarmt: "Da wussten wir, dass sie befreit ist", so Gächter. Einmal sei auch der damalige Basler Bischof und heutige Kurienkardinal Kurt Koch dabei gewesen.


In Deutschland wird Exorzismus seit dem Fall Anneliese Michel aus Klingenberg Ende der 1970er Jahre nicht mehr offiziell praktiziert. In Italien hingegen hat Teufelsaustreibung Hochkultur, auch wenn vieles im Dunkeln bleibt. Exorzismen werden aber auch in der katholischen Kirche weiterhin praktiziert.


Anneliese Michels war ein ganz normales und fröhliches Mädchen, das in einer tiefkathollischen Familie im bayrischen Leiblfing aufwuchs. Gemeinsam mit ihren Eltern und ihren drei Schwestern besuchte sie mindestens zwei Mal pro Woche die heilige Messe. Als sie 16 Jahre alt war, bekam sie aus dem Nichts Krampfanfälle und man diagnostizierte bei ihr Epilepsie. Zudem litt sie unter starken depressiven Schüben und wurde daraufhin in ein Krankenhaus eingewiesen. Im Alter von zwanzig Jahren ertrug sie den Anblick religiöser Symbole nicht mehr und gab an, Stimmen zu hören. Ihre Familie war davon überzeugt, dass Anneliese von einem Dämon besessen sei. Sie suchten daraufhin Hilfe bei der katholischen Kirche. Die Priester Ernst Alt und Arnold Renz erklärten sich mit dem Segen des damaligen Würzburger Bischofs. bereit einen Exorzismus durchzuführen. Sie sahen im Exorzismus die einzige Hoffnung auf Erlösung der jungen Frau und fällten so eine folgenschwere Entscheidung für Annelieses Leben. Ärzte hatten bei der jungen Frau zuvor eine Epilepsie-Erkrankung diagnostiziert. Während der Exorzismus-Sitzungen war die junge Frau an einen Stuhl gefesselt und konnte weder essen, trinken, noch schlafen. Einige der Dämonen wurden seitens der Priester als Kain, Judas Iskariot, Hitler, Nero und den Teufel höchstpersönlich identifiziert. Nach elf Monaten und 67 Exorzismus-Sitzungen gab Annelieses Körper den Strapazen nach. Sie litt unter einer schweren Lungenentzündung. Die Autopsie offenbarte jedoch, dass die Todesursache Mangelernährung und Dehydrierung waren. Als sie starb, war sie 23 Jahre alt und wog 30 Kilo. Die Priester und Annelieses Eltern wurden des Mordes durch Vernachlässigung angeklagt. Weil sie schon genug erlitten hatten“ blieben die aber Eltern straffrei, die beiden Priester bekamen eine dreijährige Bewährungsstrafe.

Share by: