Die Chachapoya-Kultur

Die Chachapoya waren ein prähistorisches Volk, das vor 2000 Jahren in Südamerika wie aus dem Nichts auftauchte und 1500 Jahre in den Anden lebte. Ab wann man genau von einer Chachapoya-Kultur sprechen kann, ist strittig.  Chachapoya bedeutet auf Quechua „Wolkenmenschen“ oder „Nebelkrieger“. Diesen Namen erhielten sie von den Inkas, die die Chachapoya um 1475 unterwarfen. Ein großer Teil der Bevölkerung wurde in der Folge deportiert, teilweise bis Cusco. Jahrzehnte später verbündeten sich die Reste der Chachapoya mit den spanischen Konquistadoren gegen die Inka. Durch die von den Spaniern eingeschleppten Krankheiten starben sie weitgehend aus. Bis heute gehören die Chachapoya zu den am wenigsten erforschten indigenen Kulturen Südamerikas. Die Ruinen ihrer Städte liegen tief verborgen im Dschungel. Viele der Chachapoya waren groß, hatten einen hellen Teint blaue Augen und blonde bis rote Haare. Insbesondere der helle Teint ist ein rätselhaftes Erscheinungsbild im Vergleich zu den anderen prähistorischen Kulturen Perus wie den Inka. Woher kamen die Chachapoya? Hans Giffhorn, ein Universitätsprofessor für Kulturwissenschaften an den Universitäten Göttingen und Hildesheim, vertritt die Theorie, dass die sie von dem antiken Volk der Keltiberern (= spanische Kelten) abstammen.  Blonde Indianer, eine rätselhafte, unerforschte Kultur hoch in den Anden, die scheinbar aus dem Nichts entstanden war, und peruanische Mumien, die Spuren von Tuberkulose in den Genen tragen – einer Krankheit, die es nur in Europa gab. Das sind die Indizien, die Giffhorn zu seiner Theorie brachten. Giffhorn nennt weitere Indizien: ähnliche Götterdarstellungen, fast identische Steinschleudern, da wie dort Zickzack-Ornamente als Häuser-Verzierung und uralte Stein-Rundbauten, die keltischen Wohnhäusern im nordwestlichen Spanien glichen; gewaltige Festungen, die nirgendwo in Amerika ihresgleichen finden, aber bis ins Detail den zweitausend Jahre alten Bauten spanischer Kelten entsprechen. Und last but not least deuten genetische Untersuchungen auf eine Verwandtschaft von Chachapoya-Nachkommen mit spanischen Kelten hin. Die Keltiberer sollen im 2. Jahrhundert vor Christus gemeinsam mit phönizischen Seefahrern, den Karthagern, über den Atlantik gekommen sein. Sie wären dann den Amazonas hinaufgefahren und hätten in Peru eine neue Kultur begründet: die der Chachapoya. Transatlantikfahrten in der Antike sind durchaus möglich. Die im Atlantik vorherrschenden Winde und Strömungen führten die Schiffe mehr oder weniger automatisch auf die andere Seite. Noch heute finden sich in abgelegenen Dörfern, „Gringuitos“. So nennen die Peruaner heute die Chachapoya-Nachfahren, die durch ihre helle Haut, blonde Haare und Sommersprossen auffallen. Bereits der spanische Chronist Pedro de Cieza de León nannte die Chachapoya die weißen Indianer Perus. Andere Forscher halten sie für Nachfahren der spanischen Eroberer. Die Nebelkrieger zeugten also Kinder mit den Konquistadoren.

Die bis jetzt größte Festung der Kultur ist das in der Nähe der Stadt Chachapoyas liegende Kuelap. Die über drei Ebenen erbaute Festung steht auf einem Bergrücken und beherbergte über 300 einzelne Häuser. Sie wurde in der Zeit von 900 bis etwa 1400 gebaut. Für die Errichtung wurden insgesamt 25.000.000 m³ Material verarbeitet, das ist dreimal so viel wie für die Cheopspyramide. Nicht weit davon entfernt wurden die Grabfiguren von Karajia (Bild links) entdeckt. Dabei handelt es sich um mehrere Sarkophage, die in halber Höhe aufrecht in einer Felswand stehen, etwa dreihundert Meter unterhalb des Dorfes Karajia in der Region Amazonas in Nordperu. Die in Hockstellung befindlichen Mumien innerhalb der Sarkophage blicken in Richtung Sonnenaufgang. Eines der großen Mysterien Kuelaps ist El Tintero, auf Deutsch Tintenfass (Bild rechts), Niemand weiß, wofür es gedient hat. Das Gebäude heißt so, weil es Ähnlichkeit mit einem Tintenfass hat, das sich von oben nach unten verjüngt. Wie die Konstruktion zustande kam, ist nicht geklärt.


Die Theorien Giffhorns stoßen bei Historikern und Archäologen auf Skepsis. Ein steht jedoch fest, nicht Christoph Kolumbus nicht der Erste war, der von Europa nach Amerika segelte. Als vor einigen Jahrzehnten die Siedlung L’Anse aux Meadows an der Nordspitze Neufundlands entdeckt und ausgegraben wurde, war klar, dass eine alte isländische Saga wahr war. Die Wikinger hatten den Atlantik bereits 500 Jahre vor Kolumbus überquert und sich in Amerika zumindest für eine kurze Zeit. Niedergelassen. Das hätten theoretisch auch andere gekonnt. Der Atlantik war in der Antike jedenfalls keine unüberwindliche Barriere.




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