Das Volk der Nazca

Die Nazca-Kultur ist eine untergegangene indigene Kultur in Peru, die von 100 v. Chr. bis 800 n. Chr. ihre Blütezeit hatte. Vorläufer der Nazca-Kultur war die Paracas-Kultur, die von 900 bis 200 v. Chr. im Gebiet der heutigen Region Ica (Peru) existierte. Das Volk der Nazca beherrschte den Feldbau und hatte eine hoch entwickelte Weberei und Töpferei. Die von ihnen hergestellten Gefäße sind bedeckt mit vielfarbigen Malereien, die mythologische Wesen, Trophäenköpfe, aber auch Vögel, Fische, Früchte und geometrische Muster zeigen; ihre Gewebe sind mit ähnlichen Mustern bestickt. Bei den Nazca galt eine längliche Kopfform (Langschädel) als Schönheitsideal. Um während des Wachstums den Schädel entsprechend zu deformieren, wurden bereits den Säuglingen Bretter vor die Stirn gebunden.  Im Gräberfeld von Chauchilla 30 km südlich der Stadt Nazca in der gleichnamigen Provinz wurden viele dieser Langschädel gefunden. Die Nazca-Kultur entstand in der Küstenwüste am Pazifik, einer der trockensten Gegenden der Erde. Die Trockenheit in diesen Wüsten wird noch verstärkt durch den Auftrieb von kaltem Tiefenwasser nahe der Küste, hervorgerufen durch trockene ablandige Passatwinde. In der Nazca-Region fällt oft jahrzehntelang kein Regen. Diese extremen klimatischen Bedingungen, brachte die Nazca wohl auf die geniale Idee, ihre Felder über ein künstliches unterirdisches Kanalsystem zu bewässern. Das Bewässerungssystem Acueductos de Cantayoc der Nazca in Peru ist weltweit einmalig. Die unterirdischen, 5 bis 20 m tiefen Wasserkanäle der Nazca werden Puquios genannt. Über wendelförmige Einstiege kann man hinabklettern. Die Kanäle leiten noch heute Wasser der Anden in die trockene Nazca-Region hinab. Ihre Konstruktion zeugt von der Genialität der Nazca. Alle 10 bis 20 m gibt es ein “ojo” (= Auge), ein Entlüftungsschacht, damit die Luft im Kanalsystem zirkulieren kann. Die Kanäle sind teilweise bis 2 km lang und verlaufen sogar unterhalb von Flüssen. Der Ursprung und die Datierung der Puquios sind strittig. Einige Archäologen glauben, dass ihr Bau um 500 n. Chr. von Ureinwohnern der Nazca-Kultur begonnen wurde. Andere wiederum glauben, dass sie im 16. Jahrhundert von den indigenen Untertanen der spanischen Kolonisten im Auftrag gebaut wurden. Für einen präkolumbianischen Ursprung der Puquios sprechen jetzt aber Satellitenaufnahmen, die belegen, dass das gesamte Puquios-System einst viel umfangreicher war. Die "Puquios waren über die ganze Nazca-Region verteilt und konnten in Bezug auf nahe gelegene Siedlungen genauer datiert werden. Die Satellitenbilder zeigten auch zusätzliche, bisher unbekannte Puquios im Einzugsgebiet von Nazca.

Die wohl bekanntesten Relikte der Nazca in Peru sind aber die rätselhaften Nazca-Linien (Abbilder von Menschen, Affen, Vögeln und Walen), die seit 1994 zum UNESCO-Welterbe zählen. Die mehr als 1500  Linien und Bodenzeichnungen (= Geoglyphen) in der Nazca-Ebene wurden in den Boden der für diese Region typischen Geröllwüste gescharrt (Scharrbilder)  und waren lange Zeit eins der größten Geheimnisse der Archäologie. Die Figuren sind teilweise mehrere Hundert Meter groß und können nur aus der Luft und von umliegenden Hügeln aus gut erkannt werden. Es sind die größten bekannten, von Menschenhand geschaffenen Bilder. Seit ihrer Entdeckung ringen sich wilde Spekulationen um die Nazca Linien. Wie konnten die Nazca diese riesigen Gebilde erschaffen? Welchem Zwecke dienten sie?  Von Orientierungsmarken für Landebahnen für Außerirdische, über Stammeszeichen, Landkarten, bis hin zu Startplätzen für Heißluftballons gab es viele Thesen. Doch eine neuere Theorie aus dem Jahr 2008 erscheint am plausibelsten. Am Nordrand der heutigen Atacama-Wüste setzte seit der Paracas-Zeit eine starke Wüstenbildung ein. Die Wasserversorgung wurde zur Überlebensfrage.  Die Sicherstellung der Wasserzufuhr und die Verteilung des Wassers wurde somit zwangsläufig zur Grundlage der Nazca-Kultur und ihrer Religion.  Die moderne Archäologie geht daher inzwischen davon aus, dass es sich bei den Linien mit hoher Wahrscheinlichkeit um Gestaltungen im Rahmen von Fruchtbarkeitsritualen mit einem religiösen Bezug handelt, dass die Linien also Aktionsflächen für Rituale in Hinblick auf Wasser und Fruchtbarkeit gewesen sind. Aber vielleicht haben ja tatsächlich Aliens bei der Erschaffung dieses 8. Weltwunders mitgeholfen. Wer weiß?

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