Methusalem der Tiefsee

In den unerforschten, eiskalten Meerestiefen der Arktis und Antarktis leben viele Wesen, mit einer außergewöhnlich hohen Lebenserwartung. Das ist ein Effekt der Kälte im arktischen Meer. Durch die niedrigen Temperaturen, wie sie in der Arktis oder Antarktis vorherrschen, läuft der Organismus der dort lebenden Wesen quasi auf Sparflamme. Damit reifen sie später und altern langsamer. Bei den niedrigen Temperaturen im Eismeer läuft der Stoffwechsel sozusagen auf Sparflamme. Als ältestes Säugetier der Welt galt bisher der Grönlandwal, der bis zu 200 Jahre alt werden kann. Die Seychellen-Riesenschildkröten können bis zu 200 Jahre alt werden - damit gehören auch sie zu den Tieren mit der höchsten Lebenserwartung. Doch beide Tiere werden  vom Grönlandhai getoppt. Dieser Knorpelfisch ist ein wahrer Methusalem, er kann bis zu unglaublichen 400 Jahren alt werden. Damit weisen Grönlandhaie die höchste Lebenserwartung aller Wirbeltiere auf der Welt auf. Dieser Hai kann bis zu 2000 Meter tief tauchen. Im Jahr 1995 wurde ein 6 Meter langer Grönlandhai von einem unbemannten U-Boot in 2200 Metern Tiefe gefilmt. Grönlandhaie zählen zudem zu den größten Haien.  Sie wachsen sehr langsam und erreichen erst im hohen Alter eine stattliche Länge von durchschnittlich 4 bis 5 Meter-größere Exemplare können jedoch fast 8 Meter Länge erreichen.

Die wiegen dann auch mal 2,5 Tonnen. In der zweiten Lebenshälfte wachsen die Tiere nur 1 Zentimeter pro Jahr. Sein Körper ist torpedoförmig,  von graubrauner bis olivgrüner Färbung. Die Flossen sind relativ klein und ohne Dornen und die Schwanzflosse ist asymmetrisch.  Das Verbreitungsgebiet der Grönlandhaie sind die arktischen Gewässer des Nordatlantiks. Gelegentlich wurden Exemplare aber auch weiter südlich, bis in die Biskaya, gesichtet. Der Grönlandhai ist noch wenig erforscht. Die Haie ernähren sich hauptsächlich von Robben und Fischen, die sie sowohl in großen als auch in geringen Tiefen aktiv jagen. Es sind langsame Tiere. In einer Stunde legen sie meist nur einen Kilometer zurück. Trotz seiner langsamen Fortbewegung kann er die flinken Robben erbeuten, da er sie angreift, während sie schlafen.  Er ist jedoch in der Lage,  auch noch größere Beutetiere zu überwältigen. Im Magen eines Grönlandhais wurde der Kieferknochen eines (noch nicht völlig ausgewachsenen) Eisbären gefunden. Auf den Augen dieser Haiart sitzen oftmals Ruderfußkrebse (Ommatokoita elongata). Der Zweck dieser Symbiose ist nicht bekannt. Es gibt zwei Erklärungsversuche: Es wird vermutet,  dass die Ruderfußkrebse lumineszieren, so die Aufmerksamkeit anderer Tiere erregen und den Haien damit Nahrung ködern. Eine andere Vermutung meint, dass die Krebse die Augen der Haie paralysieren und diese dadurch sogar erblinden können. Der Grönlandhai ist ovovivipar (‚ei-lebend-gebärend. Die Jungtiere schlüpfen noch im Mutterleib aus den Eiern und werden anschließend geboren. Die Geschlechtsreife erreichen die Tiere mit  mindestens 150 Jahre taxiert. Zu diesem Zeitpunkt haben sie bereits eine Länge von etwa 4 Metern erreicht. Vermutete Fressfeinde des Grönlandhais sind Pottwale und Orcas. Der Grönlandhai ist eine eigenständige Artder Gattung Somniosus innerhalb der Schlafhaie (Somniosidae) , die neben ihm fünf weitere Arten beinhaltet. Somniosus bedeutet "der Schlaftrunkene".


Meeresbiologen der Universität Kopenhagen  untersuchten 28 ausfindig gemachte Exemplare; u.a. die Körperlänge und das Gewicht der Tiere. Um die Lebenserwartung der Tiere zu bestimmen, maßen die Forscher die Proteine aus dem Körper des Hais auf ihren radioaktiven Zerfall. Mithilfe dieser sogenannten Radiokarbonmethode förderten die Forscher verblüffende Daten zutage. Der älteste der Grönlandhaie, der auf diesem Wege untersucht wurde, war ein rund fünf Meter langes Weibchen. Sie hatte ein sagenhaftes Alter von 392 Jahre.

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