Der Mechanismus von Antikythera

Der Mechanismus von Antikythera wurde 1900 von Schwammtauchern vor der griechischen Insel Antikythera in einem Schiffswrack gefunden. Untersuchungen ergaben, dass das griechische Schiff zwischen 70 und 60 v. Chr. gesunken sein. Der gesamte Fund bestand aus mehreren Münzen und Statuen (einer bronzenen Statue des Perseus, einem bronzenen Kopf eines Philosophen, zwei Statuen der Aphrodite, zwei Statuen und einem Kopf des Hermes, zwei Statuen des Herakles, vier des Apollon, einer des Zeus, zwei des Odysseus, einer des Achilleus  und weiterer Gestalten aus der griechischen Mythologie) sowie einem geheimnisvollen, verkrusteten Gegenstand. Dabei handelte es sich um einen Klumpen aus korrodierten Metallteilen, dessen Bedeutung erst zwei Jahre später von dem Museumsdirektor und Archäologen Varlios Stais entdeckt wurde. Das aus 82 erhaltenen Fragmenten bestehende Gerät war nicht mehr funktionsfähig. Offensichtlich fehlten einige Teile. Die Rekonstruktion ergab ein bewegliches Modell für die von der Erde aus beobachtbaren Bewegungen von Sonne, Mond und vermutlich auch der Planeten, die mit mehreren zueinander synchron bewegten Zeigern nachgebildet wurden.  Der Zweck des Mechanismus war, die gleichzeitig verlaufenden periodischen Himmelsbewegungen der Sonne und des Mondes nachzubilden und die gegenseitigen Bezüge ihrer regelmäßigen Perioden-Dauern darzustellen. Es gab drei große und drei kleine Skalen, von denen folgende vier die wichtigsten waren:

  • Ein Sonnenkalender mit Monatsskala (Ägyptische Monatsnamen) und Babylonischen Tierkreiszeichen sowie einen Mondzeiger,


  • ein gebundener Mondkalender mit Monatsskala (Korinthische Monatsnamen),



  • ein Finsterniskalender mit Monatsskala zur Anzeige von vergangenen und künftigen Sonnen- und Mondfinsternissen und


  • ein kleiner Olympiade-Kalender mit Jahresskala im Olympiade genannten vierjährigen Zeitraum; beschriftet mit den Orten der an ihnen periodisch stattfindenden Panhellenischen Spiele.


Die umfangreiche Rekonstruktion des Mechanismus stützt sich auf materielle Reste (Wellen- oder Zeigerreste) und Formelementen (z. B. Befestigungsstellen für Wellen, Distanzbolzen zum Tragen einer Lagerplatte, halbkugelförmiger Hohlraum für eine Anzeigekugel) sowie auf Hinweise in unvollständigen Inschriften. Die Rekonstruktion ist aber noch nicht abgeschlossen. Geräte mit einer solch komplexen Zahnrad-Apparatur waren aus der Antike bisher nicht bekannt. Offensichtlich haben die alten Griechen etwa 70 v. Chr. bereits ein Gerät entwickelt, das Sonnenkalender, Mondkalender, Finsternis-Kalender und Olympiade-Kalender in nur einem Mechanismus vereint. Das Gerät erlaubte wesentlich komplexere Darstellungen als die astronomischen Uhren des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit. Wer der Erfinder dieser für damalige Zeiten äußerst fortschrittlichen Technik war, wird aber wohl immer ein Rätsel bleiben. Die 82 erhaltenen Fragmente des Mechanismus werden im Archäologischen Nationalmuseum in Athen aufbewahrt.

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