Astralreisen

Astralreisen sind außerkörperliche Erfahrungen (AKE), bei denen sich die Betroffenen nach eigenen Angaben außerhalb ihres eigenen Körpers befinden und dabei ihren ruhenden Körper sehen können. Typisch für AKE-Erlebnisse sind die angebliche Loslösung des sogenannten Astralleibs vom Körper, das Gefühl der Vollständigkeit (inklusive nicht mehr vorhandener, amputierter Körperteile), Schmerzlosigkeit, umfassende Beweglichkeit durch schwereloses Schweben und Vorwärtsgleiten, Unsichtbarkeit und veränderte Wahrnehmungszustände wie eine „360°-Umsicht“ und müheloses Durchdringen können von Türen, Gegenständen, Lebewesen, Mauern oder der Zimmerdecke. AKE-Erlebnisse können bei Übermüdung, beim Meditieren, während des Träumens (auch Tagträume), unter Einfluss von psychotropen Substanzen (LSD, Cannabis, etc.), besonderen Bewusstseinszuständen (Hypnose, Trance, Ekstase, Nahtoderfahrung), bestimmten Erkrankungen (Epilepsie, vaskuläre Hirnschäden), Migräne und auch durch willentliche Herbeiführung auftreten.


Der Schweizer Psychiater Carl Gustav Jung überlebte 1944 einen Herzinfarkt mit Todesnähe und außerkörperlicher Erfahrung. In seiner 1962 erschienenen Autobiografie »Erinnerungen, Träume, Gedanken« schildert er ab Seite 293 ausführlich diese Erfahrung: Es schien mir, als befände ich mich hoch oben im Weltraum. Weit unter mir sah ich die Erdkugel in herrlich blaues Licht getaucht.

Ich sah das tiefblaue Meer und die Kontinente. Tief unter meinen Füßen lag Ceylon, und vor mir lag der Subkontinent von Indien. Mein Blickfeld umfasste nicht die ganze Erde, aber ihre Kugelgestalt war deutlich erkennbar, und ihre Konturen schimmerten silbern durch das wunderbare blaue Licht. (…) Später habe ich mich erkundigt, wie hoch im Raume man sich befinden müsse, um einen Blick von solcher Weite zu haben. Es sind etwa 1500 km! Der Anblick der Erde aus dieser Höhe war das Herrlichste und Zauberhafteste, was ich je erlebt hatte.(…).


Während des REM-Schlafes trennt sich die Seele resp. der Astralkörper eines jeden Menschen und auch von Tieren vom Körper, lernt währenddessen auf höheren Bewusstseinsebenen, kann örtlich und zeitlich unbegrenzt reisen und kehrt wieder zum schlafenden Körper zurück. Ein Schutzmechanismus verhindert das Erinnern daran. Durch Stimulation bestimmter Regionen der Großhirnrinde oder des Schläfenlappens konnten Neurologen AKE hervorrufen. Bisher wird der Mechanismus, der außerkörperliche Erfahrungen verursacht, noch nicht in vollem Umfang verstanden. Die Psychiatrie erklärt AKE als Illusion oder Halluzination. In der Parapsychologie wird AKE als außersinnliche Wahrnehmung eingeordnet. Für manche Menschen liefern AKE-Erlebnisse den Beweis für ein Leben nach dem Tod.  In verschiedenen philosophischen Lehren und Religionen wird die Ansicht vertreten, dass der direkt wahrnehmbare Teil unserer Realität, der Körper, nur einen kleinen Ausschnitt ausmacht und dass es verschiedene noch elementarere Existenzebenen gibt, die den Sinnen und Instrumentarien des Menschen verborgen sind. Der anatomische Körper des Menschen hat ein Double aus feinerer Materie oder Energie, mit eigener Anatomie und Physiologie. Der uralten Tantra-Lehre nachgibt es einen grobstofflichen Körper, einen feinstofflichen, der drei Hüllen beinhaltet, sowie einen Ursachen- oder Kausalkörper. Der grob stoffliche oder physische Körper, besteht aus den fünf Elementen Feuer, Wasser, Luft, Erde und Raum/Äther und ist den Prozessen Geburt, Wachstum, Veränderung und Tod unterworfen. Der feinstoffliche Körper enthält drei Hüllen:


  1. der Ätherkörper: (Träger der Lebenskraft, Prana). Der Ätherkörper stirbt mit dem biologischen Körper.
  2. der Astralkörper: (unsterbliche Freiseele): Sie kann den Körper zusammen mit dem Mentalkörper verlassen, was im Schlaf oder in Ekstase geschieht.
  3. der Geistkörper: (auch Mentalkörper oder das Ego)


Schließlich existiert noch der formlose Ursachenkörper (Kausalkörper) – hier ist das spezielle Karma dieses Menschen gespeichert. Letztlich bestehen aber alle Körper aus demselben kosmischen Material. Die verschiedenen Körper sind nur Ausdruck unterschiedlicher Schwingungs- oder Aggregatzustände der gleichen Urmaterie. Gleichzeitig sind die Körper auch die Träger der Bewusstseinszustände: der grobstoffliche Körper für den Wachzustand, der astrale für den Traumzustand, der kausale für den Tiefschlaf. Während der Ätherkörper den biologischen, physischen Körper vollständig durchdringt und ein genaues Duplikat desselben ist, umhüllt der Astralkörper die Seele und überdauert zusammen mit ihr den Tod des materiellen Körpers. Die Seele ist unsterblich und kehrt in neuen Körpern wieder (Reinkarnation). Der Mentalkörper oder Geist ist Träger unserer Gefühle, Emotionen und Wünsche. Er umfasst das Bewusstsein, das Unterbewusstsein und das Unbewusste.


In vielen Mythologien und Religionen finden sich Konzepte zur Seele. Eine davon ist die Vorstellung von einer Seele, die auch unabhängig vom biologischen Körper existieren kann. Sie hat je nach Lehre bereits vor der Entstehung des Körpers existiert oder nicht und überlebt dessen Tod als Freiseele. Sie kann den Körper mithilfe des Astralkörpers als Transportmittel auch schon zu Lebzeiten vorübergehend verlassen, während dieser in Trance, Ohnmacht oder Schlaf liegt. Der österreichische Esoteriker  Rudolf Joseph Lorenz Steiner vertritt in seiner anthroposophischen Lehre die These, dass der Astralkörper der eigentliche Seelenkörper des Menschen sei, die Substanz, aus der die menschliche Seele gewoben sei. Er soll der Träger des Bewusstseins, der Triebe und der Empfindungen sein. Während alle Lebewesen mit materiellen Körpern, also auch Pflanzen, einen Ätherkörper aufweisen, besitzen nur Menschen und Tiere einen Astralkörper und damit ein Gefühlsleben. Die Seelenlehre wird unter dem Gesichtspunkt der Erlösung auch in den chaldäischen Orakeln, einer Sammlung von religiösen Gedichten in griechischer Sprache behandelt. Als Autor gilt Julian der Theurg ein Wundertäter, der in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts tätig war und unter anderem die Orakel als göttliche Offenbarungen empfing und aufzeichnete. Über seine Tätigkeit wird in der Suda, einem byzantinischen Lexikon. In den Orakeln kommen verschiedene Arten von nicht verkörperten geistigen Wesen vor, darunter die Engel, die zwischen der göttlichen Welt und den Menschen vermitteln. Der menschlichen Seele ist es auch grundsätzlich möglich, Gott zu erkennen. Die Seelenwanderungslehre wird in den Orakeln verkündet, erklärt die Einkörperung der menschlichen Seele in Tiere, im Unterschied zu anderen Lehren, aber für unmöglich, da die vernünftige Menschenseele nicht gegen ihre Natur in Vernunftloses eingehen könne. Ein wichtiges Thema der Orakel ist jedoch der Abstieg der Seele aus der geistigen Welt in die Körperwelt und ihr beabsichtigter Wiederaufstieg, also ihre Rückkehr in die Seelenwelt. 


In den Weltreligionen Hinduismus und Buddhismus (u.a.m.) und auch in bestimmten Weltanschauungsfragen wie der Theosophie wird gelehrt, dass der Sinn des Lebens darin besteht, Emotionen gleich welcher Art als „geistige Nahrung“ sowie Erfahrung in dieser Welt. Nach dem Tod trennt sich die Seele endgültig vom Körper und gelangt, sofern es das Karma erfordert, bei einer Reinkarnation in einem neuen Körper wieder auf die Welt, um sich weiterzuentwickeln. Erinnerungen an frühere Existenzen werden dabei nicht mitgenommen.

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