Biorythmik

Biorhythmus ist in der Mantik eine Hypothese, die besagt, dass die Leistungsfähigkeit und der Gemütszustand des Menschen gesetzmäßigen Rhythmen unterworfen ist. Diese Rhythmen können im Voraus berechnet werden. Alles Leben unterliegt einem Zyklus von Ruhe und Aktivität. Von der Biorhythmustheorie abzugrenzen, sind die natürlichen Schwankungen unterliegenden biologischen Rhythmen der Chronobiologie. Dieser wissenschaftliche Zweig der Biologie untersucht die zeitliche Organisation von Lebewesen (z. B. Zellteilung, Herzschlag, Atmung, Schlaf, Winterruhe, Brunft, Menstruationszyklus, etc.). Die Chronobiologie lehrt, dass alle Lebewesen in einem konstanten Rhythmus leben. Dabei spielen die sogenannten zirkadianen Rhythmen eine wichtige Rolle. Sie sorgen dafür, dass die Prozesse im Körper zu verschiedenen Zeitpunkten innerhalb eines 24-Stunden-Zeitraums optimiert werden. Zirkadiane Rhythmen gibt es in allen Arten von Organismen. Sie sorgen zum Beispiel dafür, dass sich Blumen zur richtigen Zeit öffnen und schließen und halten nachtaktive Tiere davon ab, ihren Unterschlupf während des Tages zu verlassen, wo sie mehr Fressfeinden ausgesetzt wären.

Auch beim Menschen dauern die zirkadianen Rhythmen als Teil der biologischen Uhr etwa 24 Stunden und spielen eine zentrale Rolle bei zahlreichen biologischen Prozessen, z. B. beim Schlaf (Schlaf-Wach-Periode). Weitere Beispiele biologischer Rhythmen sind Zellteilung, Herzschlag, Atmung, Winterruhe oder auch die Brunft oder der Menstruationszyklus. Bei allen Lebewesen bis hinab zum Einzeller hat jede Körperfunktion, Hochphasen und Tiefs, die sich beim Menschen innerhalb von 24 Stunden, aber auch in Monaten oder Jahren wiederholen. Fast jede Körperfunktion des Menschen pulsiert dabei im eigenen Biorhythmus. Die Schaltzentrale für diese innere Uhr befindet sich im Gehirn (Nucleus suprachiasmaticus). Zusätzlich verfügt jede Zelle des Körpers über eine eigene Uhr, die sich permanent untereinander synchronisieren, um im selben Takt zu schlagen. Wie diese innere Uhr des Menschen genau tickt, ist noch nicht vollständig erforscht. Eines ist jedoch gewiss. Das Diktat der inneren Uhr ist angeboren und unerbittlich. Die innere Uhr bestimmt menschliches Verhalten auch dann, wenn keine äußeren Zeitgeber vorhanden sind. Fieber setzt bei bakteriellen Infektionen meist vormittags, bei Viruserkrankungen dagegen am frühen Abend ein. Herzinfarkte häufen sich morgens, wenn der Blutdruck sich wie üblich erhöht, Schlaganfälle treten vermehrt im Dunkeln auf. Unter Zahnschmerzen leiden wir frühmorgens viermal so stark wie am Nachmittag. Selbst der Tod tritt beim Menschen häufiger im ersten Morgengrauen und kurz nach Mittag ein.


Der Wiener Professor für Psychologe Hermann Swoboda  (1873-1963) und der Berliner Arzt Wilhelm Fließ haben eine hypothetische Lehre entwickelt, die besagt, dass die physische und die intellektuelle Leistungsfähigkeit sowie der Gemütszustand des Menschen ebenfalls bestimmten Rhythmen unterworfen ist, die bei allen Menschen gleich ist und mit dem Tag der Geburt beginnt. Wissenschaftlich konnte die biorhythmische Theorie nicht nach­gewiesen werden. Sie fällt unter die Kategorie Pseudowissenschaft wie z.B. die Astrologie oder die Homöopathie. Die Vorhersage der physischen und intellektuellen Leistungsfähigkeit sowie der emotionale Zustand des Menschen geht von drei „Rhythmen“ mit unterschiedlicher Periodendauer aus:

 

  1. Körperlicher Rhythmus (23 Tage)
  2. emotionaler (Gefühl/Psyche) Rhythmus (28 Tage)
  3. geistiger Rhythmus (33 Tage)


Die Rhythmen beginnen wellenartig mit der Geburt des Menschen, fangen mit ihrer ersten Periode positiv an, überqueren nach einer halben Periodenlänge die Null–Linie um dann in eine negative Phase zu gehen (+/- 100). Am Ende der Periode erfolgt wieder ein Umschlag in den positiven Bereich. Alle Übergänge, das heißt von positiv zu negativ und umgekehrt, sind kritische Tage.  Somit könne an jedem Tag aus der Lage der Schwingungen auf ein besonderes Leistungshoch oder Leistungstief geschlossen werden.  Die drei Biorhythmen werden in einer einfach zu berechnenden Sinuskurve dargestellt (siehe Abbildung oben).  Swoboda war der Meinung, dass die Perioden mathematisch nachvollziehbar sein müssten.  Die Biorhythmustheorie wurde durch Dr. Alfred Teltscher, einem österreichischen Ingenieur, um den dritten Zyklus von 33 Tagen erweitert, der der geistigen Aktivität entsprechen soll.


In der Chronobiologie werden die regelmäßigen und vom Zeitpunkt der Geburt abgeleiteten Rhythmen der Biorhythmustheorie abgelehnt. Von verschiedenen Wissenschaftlern durchgeführte statistische Untersuchungen zur Biorhythmik widerlegen die von der Biorhythmik postulierten Langzeitrhythmen. Doch die zugrundeliegende Idee der Biorhythmik ist möglicherweise gar nicht so weit hergeholt. Tatsächlich unterliegt der menschliche Geist und Körper einem Zyklus, einem Auf und Ab, nur eben nicht in den berechneten Zyklen des Biorhytmus. 


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