Boudicca

Boudicca  († um 61 n. Chr.) war eine britannische Heerführerin vermutlich königlicher Abstammung, die 60/61 den letztlich erfolglosen Boudicca-Aufstand anführte. Während des Aufstands zogen die keltischen Stämme der Icener und der Trinovanten unter der Führung von Boudicca gegen die römischen Siedlungen im heutigen Colchester, London und St. Albans, töteten schätzungsweise 70.000 römische Siedler und romanisierte Einwohner der Siedlungen und brannten die Siedlungen ganz oder teilweise nieder. Die Befunde archäologischer Ausgrabungen decken sich im Wesentlichen mit Tacitus’ Bericht, denn in allen drei Städten wurde eine deutlich sichtbare Schicht verbrannten Materials gefunden, die auf die Zeit um 60/61 datiert werden konnte.

 

Als Ursachen des Aufstands  vermuten Historiker aufgrund des Umgang der Römer mit den Kelten,  antirömische Einstellungen in den keltischen Stämmen, insbesondere die Volksstämme der Icener und Trinovanten. Tacitus schreibt die Römer hätten Boudicca misshandelt und ihre Töchter vergewaltigt.  Möglicherweise wurde der Aufstand  auch noch durch die Druiden, die durch die römische Besatzung unter Druck standen, befeuert.

 

Der römische Feldherr und Statthalter Britanniens Gaius Suetonius Paulinus, der sich zur Zeit des Aufstands in Wales aufhielt, brach sofort nach Südosten auf, stellte mit zwei Legionen Boudicca und ihre Armee in einer Schlacht nordwestlich von Verulamium in offenem Feld und schlug sie vernichtend. Laut Tacitus fielen während dieser Schlacht  im Jahr 61 mehr als 80.000 Britannier, während die Römer lediglich Verluste von etwa 400 Toten und eine ähnliche Zahl an Verletzten zu beklagen hatten.

Von Cassius Dio stammt auch die einzige Beschreibung von Boudiccas Äußerem: Cassius Dio: Römische Geschichte 62,2,3–4: Sie selbst war hochgewachsen, gar furchterweckend in ihrer Erscheinung, und ihr Auge blitzte. Dazu besaß sie eine rauhe Stimme. Dichtes, hellblondes Haar fiel ihr herab bis zu den Hüften, den Nacken umschlang eine große, goldene Kette, und der Leibrock, den sie trug, war buntfarbig und von einem dicken Mantel bedeckt, der durch eine Fibel zusammengehalten wurde. Damals nun ergriff sie eine Lanze, um auch auf diese Weise ihre sämtlichen Zuschauer in Schrecken zu versetzen.

 

Anfang des 20. Jahrhunderts begann eine ernsthafte wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Boudiccas Aufstand. Die Wissenschaftler zogen Vergleiche zu anderen politischen und militärischen Frauenfiguren ihrer Zeit. Durch klassische Quellen belegt sind unter anderem Kleopatra VII. in Ägypten, die britannische Königin Cartimandua und die germanische Prophetin Veleda.

 

In East Anglia, dem Siedlungsgebiet der Icener und Trinovanten, wurden eine Reihe von Schatzfunden gemacht, die sich auf das erste Jahrhundert datieren lassen und die Archäologen auf einen Zusammenhang mit dem Boudicca-Aufstand gebracht haben. Insbesondere im Wirkungskreis der Icener in Snettisham in Norfolk wurden eine Vielzahl von Münzhorten gefunden. Die archäologische Forschung vermutet, dass zumindest einige dieser Horte von den Icenern vergraben worden sind, als sie auf der Flucht vor römischen Rachefeldzügen waren. Besonders bemerkenswert ist der sogenannte Hockwold-Hort, der 1962 in der Nähe von Hockwold Fen bei einer alten Straße geborgen wurde und aus fünf silbernen, kunstvoll gearbeiteten Trinkgefäßen besteht. Archäologen vermuten auch hier, dass der Boudicca-Aufstand ein möglicher Anlass gewesen sei, um den Silberschatz, der vielleicht zunächst erbeutet und schließlich vergraben wurde.


Über den Tod Boudiccas gibt es zwei Versionen: Tacitus berichtet, dass sich Boudicca das Leben durch Gift genommen habe, Cassius Dio hingegen schreibt, dass sie erkrankt und schließlich gestorben sei, woraufhin die Britannier Boudicca mit einem prächtigen Begräbnis geehrt hätten. Wo man Boudicca begrub, ist unbekannt.

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