Die Teufelsbibel

Der sogenannte Kodex Gigas ist eines der größten handschriftlichen Bücher der Welt. Das Buch hat 310 Pergament- und zwei Papierseiten und ist 92 cm hoch, 50 cm breit, 22 cm dick und fast 75 Kilogramm schwer. Es ist in Latein geschrieben. Das Buch ist auch als Teufelsbibel bekannt. Dieser Name rührt von einer ganzseitigen Illustration des Teufels auf fol. 290r in dem Kodex her. Der Autor dieser überdimensionalen Bibel ist unbekannt. Schriftanalysen belegen aber, dass er nur von einer Person geschrieben wurde.  Etwa die Hälfte des Kodex nimmt eine Abschrift bzw. Übersetzung der kompletten Bibel ein, weitgehend basierend auf der Vulgata, einer im Mittelalter verbreiteten lateinischen Fassung der Bibel.


Vulgata: Nach 382 begann der Theologe Hieronymus im Auftrag von Papst Damasus (* um 305; † 384) eine Revision der lateinischen Übersetzungen der Evangelien. Neben den vier Evangelien nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes im Neuen Testament bearbeitete er auch die übrigen Schriften des Neuen Testaments und übersetzte das Alte Testament (letzteres nach eigenen Angaben aus dem Hebräischen).


Weitere Übersetzungen z. B. der Apostelgeschichte und Apokalypse basieren auf einer vor 350 entstandenen älteren Übersetzung der Vetus Latina.


Des Weiteren enthält der Kodex Isidors von Sevilla "Etymologiae" (eine Enzyklopädie mit dem gesamten weltlichen und geistlichen Wissen seiner Zeit), Flavius Josephus "Antiquitates Judaicae" (Jüdische Geschichte, beginnt mit der Schöpfung und reicht bis zum Ausbruch des Jüdischen Krieges im Jahre 66), die "Chronica Boemorum" (Standardwerk der böhmischen mittelalterlichen Geschichtsschreibung) des Cosmas von Prag, sowie verschiedene Traktate (bezüglich Geschichte, Etymologie und Physiologie). Der Kodex soll angeblich das gesamte Wissen der damaligen Zeit enthalten.


Der Legende nach soll ein Mönch namens Hermann die Bibel im Benediktinerkloster von Podlažice in einer einzigen Nacht mit der Hilfe des Teufels geschrieben hat, um dem Tod zu entgehen. Der Mönch hatte die Disziplinregeln des Klosters gebrochen und war dazu verurteilt worden, lebendig eingemauert zu werden. Um dieser Strafe zu entgehen, versprach er den Klosteroberen in einer einzigen Nacht ein Buch zu schreiben, welches das gesamte menschliche Wissen enthalten würde. Gegen Mitternacht erkannte er die Unmöglichkeit seines Unterfangens und bat den Teufel um Hilfe. Nachdem er dem Teufel seine Seele verkauft hatte, vervollständigte dieser das Manuskript und der Mönch fügte das Bild des Teufels hinzu, um so auf den wahren Autor hinzuweisen. Eigentlich wären 30 Jahre nötig gewesen um so ein umfangreiches Werk zu vollenden. Auch die Schrift hätte sich über so viele Jahre stärker verändern müssen. Schriftanalysen zeigen jedoch, dass der Kodex einen gleichbleibenden Stil aufweist, und die Art des Schreibens keinerlei Veränderungen etwa aufgrund von Alter, Krankheit oder Stimmung zeigt, was ein Indiz dafür ist, dass das Werk in kurzer Zeit fertiggestellt wurde. Letztendlich bleibt es aber ein Geheimnis wie die Teufelsbibel wirklich entstanden ist.

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