Elysion

Elysion ist in der griechischen Mythologie jene „Insel der Seligen“ im äußersten Westen des Erdkreises gelegen, die vom Okeanos, eines die bewohnte Welt umfließenden gewaltigen Stromes, umflossen wird. An diesen Ort werden die antiken Helden entrückt, die von den Göttern geliebt wurden, weil sie zuvor ein redliches, ehrenwertes Leben geführt hatten, ohne dass sie den Tod erleiden. Die Inseln werden beschrieben als paradiesische, rosengeschmückte Wiesen, auf denen ewiger Frühling herrscht und wo ein nektarähnlicher Trank aus einer Quelle der Lethe, einer der Flüsse in der Unterwelt der griechischen Mythologie, ewiges Vergessen aller irdischen Leiden schenkt.


Der römische Dichter Horaz schrieb über die elysische Insel: Uns erwartet der erdumfließende Ozean: Zu den Gefilden, zu den glückseligen Gefilden wollen wir eilen und zu den reichen Inseln, wo ungepflügt das Land jährlich Getreide hergibt, ungestutzt ständig der Weinstock blüht, der junge Zweig des nie täuschenden Ölbaums keimt, die reife Feige ihren eigenen Baum schmückt, Honig aus der hohlen Steineiche fließt und von hohen Bergen das Wasser rasch mit rauschenden Füßen herabspringt. Dort kommen unaufgefordert die Ziegen zu den Melkeimern, […]. Jupiter hat diese Küsten für ein frommes Volk abgesondert. Manche identifizieren die Insel mit den Kanarischen Inseln, Madeira, die Azoren oder Kap Verde. Die Biogeografie verortet sie heutzutage aber nach Makaronesien, die glücklichen Inseln. Spätere Dichter, wie z. B. Vergil, verlegten das Elysion in denjenigen Teil der Unterwelt, in den die für würdig befundenen Frommen und Gerechten einzogen. Nach ihrem Ableben wurden die Seelen der Verstorbenen vom Götterboten Hermes in die Unterwelt geleitet und anschließend, gegen einen entsprechenden Obolus, vom Fährmann Charon über den Strom des Vergessens (Lethe) per Boot zum Hades übergesetzt. Im Hades wurden sie nach ihren Taten unterschieden und erhielten ihren Platz zugewiesen. Die Schlechten fristeten ihr Dasein fortan im Tartaros, dem finstersten Teil der Unterwelt. Hier wurden sie für ihre Sünden bestraft und mussten ewige Qualen für ihre Vergehen erleiden.

Die anderen gingen jedoch über den Strom des Vergessens als Schatten in die elysischen Gefilde oder Felder ein. Dort empfanden sie weder Kummer noch Schmerz, aber auch kein vollkommenes Glück. Nur die besonders Reinen unter ihnen wurden mit ewiger Glückseligkeit belohnt und gelangten auf die Insel der Seligen.


Die elysischen Gefilde entsprechen in der theologischen Lehre des Christentums dem Fegefeuer, einem Ort der Läuterung, an den die Seele nach dem Tod kommt, sofern sie nicht unmittelbar in den Himmel aufgenommen wird. Die Lehre vom Fegefeuer wird verdeutlicht durch ein Zitat von Gregor dem Großen: „Man muss glauben, dass es vor dem Gericht für gewisse leichte Sünden noch ein Reinigungsfeuer gibt, weil die ewige Wahrheit sagt, dass, wenn jemand wider den Heiligen Geist lästert, ihm weder in dieser noch in der zukünftigen Welt‘ vergeben wird. Aus diesem Ausspruch geht hervor, dass einige Sünden in dieser, andere in jener Welt nachgelassen werden können.“ Mt 12,32 Auch dem, der etwas gegen den Menschensohn sagt, wird vergeben werden; wer aber etwas gegen den Heiligen Geist sagt, dem wird nicht vergeben, weder in dieser noch in der zukünftigen Welt.


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